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9 Sagen aus Ladinien - Istitut Pedagogich Ladin

9 Sagen aus Ladinien 9 Sagen aus Ladinien Jede Landschaft erz hlt ihre eigenen M rchen, jedes Volk hat seine eigenen Geschichten. Das Gebiet der Dolomiten macht da keine Ausnahme. Impressum: Idee und Koordination Erna Fl ss Konzept und Ausarbeitung der Unterrichtseinheit Christine Plieger Illustrationen, Grafisches Konzept und Layout Anita Obkircher Druck ??? Musik [siehe > Lied La cianzon de Conturina > ]. Claudio Vadagnini [Autor unbekannt]. 009 Istitut Pedagogich Ladin ??? ISBN ??? . Wie erfolgte die Auswahl der Texte? Diesen Unterrichtsmaterialien liegt das Anliegen inne, Kindern der 4. und 5. Klasse Grundschule Einblick in die ladinische Erz hlkultur zu geben.

1 15 wollte er den Mädchen erst recht beweisen, dass er keine Angst hatte. Daher be-gann er, den Geist zu verspotten. Die Mägde fürchteten sich und gingen schlafen.

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1 9 Sagen aus Ladinien 9 Sagen aus Ladinien Jede Landschaft erz hlt ihre eigenen M rchen, jedes Volk hat seine eigenen Geschichten. Das Gebiet der Dolomiten macht da keine Ausnahme. Impressum: Idee und Koordination Erna Fl ss Konzept und Ausarbeitung der Unterrichtseinheit Christine Plieger Illustrationen, Grafisches Konzept und Layout Anita Obkircher Druck ??? Musik [siehe > Lied La cianzon de Conturina > ]. Claudio Vadagnini [Autor unbekannt]. 009 Istitut Pedagogich Ladin ??? ISBN ??? . Wie erfolgte die Auswahl der Texte? Diesen Unterrichtsmaterialien liegt das Anliegen inne, Kindern der 4. und 5. Klasse Grundschule Einblick in die ladinische Erz hlkultur zu geben.

2 Das ladinischsprachige Siedlungsgebiet konzen- triert sich heute um den Sellastock herum, von dem vier T ler sternf rmig abstrahlen: das Abtei- oder Gadertal nach Norden, das Gr dnertal gegen Westen, das Fassatal in Richtung S den und Buchenstein in stliche Richtung. Nicht alle Geschichten sind in allen vier T lern beheimatet, aber alle geben Zeugnis von der Eigent mlichkeit ladinischer Erz hlkultur, die M rchen und Sagen nicht voneinander trennt. Gesamtladinisch ist die Vorstellung vom Salvan ( Der Alpenrosenberg ). Das ist ein Waldmensch, ein wilder Mensch; er taucht nur in der m nnlichen Form auf. Das weibliche Gegenst ck zum Salvan kann ein wildes b ses Weib (die Stiefmutter in Conturina ) sein oder aber auch eine Frau hnlich einer m rchenhaften Fee.

3 Im Gadertal und in Gr den hei t diese gute Frau Gana ( Die Ganes und die Salvans ), in Fassa wird sie Vivane genannt (in Soreghina , Albolina ) und in Cortina d'Ampezzo Anguane (in Der rote Berg ). Bei allen Formen bedeutet die Wortwurzel urspr nglich dasselbe: Wasserfrau. Gesamtladinisch ist auch der Orco, die Vorstellung von einem Geist, dem es gef llt, die Men- schen zu erschrecken und das t gliche Leben schwer zu machen. Wichtig war mir, die Erz hlung vom Reich der Fanes in dieser kleinen Sammlung aufzuneh- men, sie enth lt viele Elemente der ladinischen Erz hlkultur. Um sie in diesen Unterrichtsmate- rialien aufnehmen zu k nnen, musste ich sie stark k rzen, wodurch einige Motive dieser Erz h- lung weggefallen sind.

4 Es lohnt sich auf alle F lle, die ganze Erz hlung zu lesen. Ausgespart bleiben mussten die Erz hlungen von K nig Laurin und dem Rosengarten, da sie zu umfangreich sind. Die Entstehung der Marmolata zeigt den Versuch, wie Menschen sich in fr heren Zeiten die Entstehung von auffallenden Naturerscheinungen erkl rt haben. Mehrere Erz hlungen weisen Sagenmotive auf, die mit den primitiven religi sen Vorstellungen der Ureinwohner der Dolo- miten in Verbindung stehen (z. B. Kult der Berge, der Sonne, der Natur, der gro en G ttin usw.). Die Auswahl der Texte kann nur eine willk rliche sein. Letzten Endes fiel die Entscheidung f r die Aufnahme einer Erz hlung in diese Sammlung auch aufgrund didaktischer berlegungen.

5 Woher stammen die Texte? Die Texte sind gro teils aus M rchen aus den Dolomiten , herausgegeben von Ulrike Kindl, entnommen worden, nur Conturina und Das Reich der Fanes lehnen sich an die Dolomitensagen von Karl Felix Wolff an. Mehrere Texte habe ich gek rzt bzw. so umge- schrieben, dass sie f r Kinder verst ndlich und anregend sind. 5. Inhalt Albolina ..9. Der Orco ..1 . Conturina ..15. Die Entstehung des Marmolata-Gletschers ..18. Der rote Berg .. 0. Das Reich der Fanes .. Der Alpenrosen-Berg .. 8. Soreghina .. 1. Die Ganes und die Salvans .. Albolina Im Grepa-Tal oberhalb von Fontanac ist eine kleine Hochfl che, die Pian da Pent genannt wird.

6 Auf dieser Hochfl che sollen vor langer Zeit Zwerge ein wundersch nes M dchen namens Albolina gefangen gehalten haben. Dieses M dchen hatte eine feine Haut, zart und wei wie Milch. Das kam davon, weil eine Vivana (Fee, Wasserfrau) sie gelehrt hatte, Gesicht und H nde im Licht der aufgehenden Sonne zu baden, wenn sie rotgolden auf den h chsten Bergspitzen erscheint. Albolina hatte aber so ausgiebigen Gebrauch von der Morgenr te gemacht, dass f r die Zwerge auf den hohen Bergen keine mehr brig blieb. Als sie endlich dahinter kamen, wer ihnen das ganze Morgenlicht genommen hatte, das ihnen fehlte, gingen sie zu Albolina und forderten sie auf, all das Licht wieder heraus- zugeben, das sie f r ihre Sch nheitspflege genommen hatte, sonst m ssten sie sie dazu zwingen.

7 Albolina aber wollte kein Licht herausr cken, weil sie f rchtete, damit auch ihre Sch nheit zu verlieren. Als die Zwerge das sahen, taten sie sich alle zusammen, entf hrten das M dchen und brachten es auf den Pian da Pent. Dort fesselten sie Albolina mit einem Strick vierundzwanzigmal um die Mitte und um die F e und sagten ihr, sie k nne sich nur befreien, wenn sie all ihr Morgenlicht wieder her- ausgebe. Dann lie en sie sie allein. Dreizehn Monate vergingen, dreizehn Tage und dreizehn Stunden, und Albolina war immer noch gefangen. Da geriet ein junger Krieger in ihre N he, der von seinen Feinden entflohen war, in der Dunkelheit aber den Weg verfehlt hatte.

8 Albolina rief ihn, und als sie h rte, dass er sich verirrt hatte und wegen der Dunkelheit nicht weiterkam, empfand sie Mitleid mit ihm. Sie lie ihr ganzes Licht frei, um dem jungen Krieger den Weg zu erleuchten, und so banden die Zwerge sie schlie lich los. 8 9. Die Geschichte erz hlt nicht weiter, ob die beiden dann geheiratet haben, aber mir scheint, dass dies wohl geschehen ist, und wei Gott, was f r eine fr hliche Hochzeit sie gehalten haben. Aus: Ulrike Kindl 10. Albolina Der Orco In den meisten ladinischen T lern kennt man den Orco. Der Orco ist ein Geist, dem es gef llt, die Menschen zu erschrecken. Je nach Tal stellen sich ihn die Leute in unterschiedlicher Gestalt vor.

9 F r viele ist er ein kleiner Vogel, der in die Nacht sein gespenstisches Jui, jui, jui! hinausjauchzt. Wenn einer aber dieses Gejauchze nachahmt, so kommt der Vogel n her und n her und w chst zu einem Riesenunget m mit feurigem Schweif. Manchmal legt sich der Orco auch als kleine Kugel dem Wanderer in den Weg. In Sekundenschnelle bl ht sie sich zu einer riesenhaften Kugel auf und droht den Wanderer platt zu dr cken. Da hilft es gar nichts, zu rennen, was man nur kann, die Kugel ist immer hinter einem her, und erst wenn man halbtot zu Boden f llt und glaubt, nun habe das letzte St ndlein geschlagen, h rt man das sp ttische Lachen des Orco.

10 Auch in Pferdegestalt treibt sich der Orco gern herum. Zuerst ist er ein zahmes, liebevolles Pferd, aber kaum sitzt der Reiter auf seinem R cken, wirft er ihn ab. Oft hinterl sst er dabei einen Gestank, dass es fast nicht auszuhalten ist. Daher Sagen die Leute auch: Das stinkt wie der Orco. So unterschiedlich die Gestalten vom Orco auch sein m gen, keiner von ihnen allen kann es leiden, wenn man ihn nachahmt und wenn man keine Angst vor ihm hat. Das musste ein junger berm tiger Knecht bitterlich erfahren. Wie jeden Abend nach der Heuarbeit sa en die Knechte und M gde vor der Almh tte und erz hlten sich alle m glichen Geschichten.