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Das Trajekt-Modell - pflege-und-gesundheit.net

Das Trajekt-Modell 1. Das Trajekt-Modell Beim Trajekt-Modell handelt es sich um ein Pflegemodell, das in besonderer Weise die Situation chronisch kranker Menschen ber cksichtigt. Es wurde in den USA von der Krankenschwester und Pflegewissenschaftlerin Juliet Corbin und dem Soziologen Anselm Strauss entwickelt ( Corbin-Strauss- modell ). Es st tzt sich in seiner Anwendung auf empirische Forschungen, die ber einen Zeitraum von ca. 30 Jahren im Sinne der Grounded Theory durchgef hrt wurden. In diesen Forschungsprojekten wurden die berufliche Praxis von Pflegepersonen und ihre Erfahrungen bei der pflege von Patienten mit unterschiedlichen chronischen Erkrankungen beobachtet und untersucht sowie sp ter die praktische Anwendung des Modells bei diesen Patienten ( : Krebs, Herz- Kreislauferkrankungen, HIV/AIDS, Diabetes Mellitus, Multiple Sklerose usw.)

Das Trajekt-Modell 3 Kornelia Grötken, Dipl.-Pflegemanagerin (FH) Eva Hokenbecker-Belke, Dipl.-Pflegewirtin (FH) Abbildung 1: Pflege- und Krankheitsverlaufskurve beim Trajekt-Modell.

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1 Das Trajekt-Modell 1. Das Trajekt-Modell Beim Trajekt-Modell handelt es sich um ein Pflegemodell, das in besonderer Weise die Situation chronisch kranker Menschen ber cksichtigt. Es wurde in den USA von der Krankenschwester und Pflegewissenschaftlerin Juliet Corbin und dem Soziologen Anselm Strauss entwickelt ( Corbin-Strauss- modell ). Es st tzt sich in seiner Anwendung auf empirische Forschungen, die ber einen Zeitraum von ca. 30 Jahren im Sinne der Grounded Theory durchgef hrt wurden. In diesen Forschungsprojekten wurden die berufliche Praxis von Pflegepersonen und ihre Erfahrungen bei der pflege von Patienten mit unterschiedlichen chronischen Erkrankungen beobachtet und untersucht sowie sp ter die praktische Anwendung des Modells bei diesen Patienten ( : Krebs, Herz- Kreislauferkrankungen, HIV/AIDS, Diabetes Mellitus, Multiple Sklerose usw.)

2 Die englische Bezeichnung trajectory bedeutet w rtlich bersetzt Flugbahn und verbildlicht somit den Verlauf einer chronischen Erkrankung in ihren unterschiedlichen Stadien und Phasen. Es handelt sich um ein ganzheitliches, fallbegleitendes Bezugspflegesystem, das darauf basiert, bei chronischen und sehr schweren Krankheitsverl ufen die Biografie des Patienten (seine Lebensgeschichte) und sein soziales Umfeld einzubeziehen. Der Patient wird als aktiver Partner in gesundheit , Pr vention, Krankheit und Rehabilitation gesehen. Dabei hilft die Bezugspflegekraft, den Patienten in seiner Selbst ndigkeit, Selbsthilfe und Selbstbestimmung zu unterst tzen und ihn dazu zu bef higen, ein m glichst normales Leben zu f hren. Sie leistet ihm Hilfestellung beim Zugang zu Ressourcen der Gesundheits- und Sozialleistungen, bietet ihm ein Versorgungskontinuum an und begleitet ihn pflegerisch ber die gesamte Fallgeschichte hinweg.

3 Das modell sieht vor, Case Management praktisch umzusetzen. Chronische Krankheiten sind ernste Erkrankungen, die unter Umst nden das gesamte Leben des Betroffenen ber andauern. Sie beeinflussen das psychische, emotionale und soziale Wohlbefinden der Person. In vielen F llen haben sie negativen Einfluss auf die Lebensqualit t. Der Betroffene ben tigt auf seinem Weg f r die Krankheitsbew ltigung Unterst tzung durch das Gesundheitssystem. Im Sinne des trajekt -Modells (TM) soll daher ein vertrauensvoller Beziehungsaufbau zwischen der betreuenden Pflegekraft und dem Patienten erfolgen. Der Pflegeprozess innerhalb des TM ber cksichtigt diese Grunds tze und wird in 5 Phasen eingeteilt: Assessment des Patienten in seiner Familie, Festsetzen von Zielen [hervorgehobene Bedeutung der caregiver , Feststellung von Problemen und deren Ziele bei der Pflegeintervention ( pflegerische Behandlungsma nahmen)].

4 Einsch tzung von Bedingungen, welche die Behandlung beeinflussen (Umst nde, die die Realisierung der Ziele f rdern/behindern). Definition des Interventionsschwerpunktes (W nsche und M glichkeiten im Hinblick auf das weitere Leben mit der Krankheit). Pflegeintervention (immer aktuell und flexibel; Pflegeperson muss merken, ob sich die Situation des Patienten ge ndert hat und muss diese Ver nderung an den Prozess anpassen). Evaluation der Effektivit t von Pflegeinterventionen (die Pflegeperson berwacht die Behandlungsstrategie aus Sicht des Patienten und passt sie dem aktuellen Krankheitsstand an). Kornelia Gr tken, (FH). Eva Hokenbecker-Belke, (FH). Das Trajekt-Modell 2. In Beachtung aller 5 Phasen erhebt die Pflegekraft systematisch alle f r den Krankheitsverlauf wichtigen Informationen.

5 Es erfolgt eine umfassende Einsch tzung der aktuellen Situation und der notwendigen pflegerischen Ma nahmen unter Einbeziehung des Patienten und seiner Familie. Dabei findet eine bedarfsorientierte Information und Beratung durch die Pflegekraft statt. Diese Situationseinsch tzung muss regelm ig aktualisiert werden. Gerade bei chronischen Erkrankungen finden sich starke Schwankungen im Verlauf, deren Beachtung einen gro en Einfluss auf das Wohlbefinden des Betroffenen aus bt. Im Laufe ihrer Studien haben Corbin&Strauss festgestellt, dass die Verl ufe chronischer Erkrankungen in Abh ngigkeit der jeweiligen Erfahrungen der Betroffenen zwar sehr individuell und unterschiedlich sind, jedoch in bestimmten Aspekten Gemeinsamkeiten aufweisen. Sie haben diese Gemeinsamkeiten in Form der Beschreibung von 8 Stadien des Krankheitsverlaufes zusammengefasst.

6 Das erste Stadium eines Krankheitsverlaufes wird bereits als die Zeit vor dem Eintreten der Erkrankung definiert, also vor dem Auftreten von Symptomen und bevor eine offizielle Diagnose erstellt worden ist. Die Einbeziehung dieser Phase in die Abbildung des Krankheitsverlaufes hebt die Bedeutung der Krankheitspr vention hervor. Sobald Anzeichen oder Symptome f r eine Erkrankung auftreten, stellen diese den Ausbruch der Erkrankung bzw. den Beginn der Krankheitsverlaufskurve dar. Dieser Zeitpunkt bedeutet eine signifikante Gesundheitsgef hrdung (Krise) f r den Patienten, bezogen auf die ganzheitliche Situation des Betroffenen, also seinen K rper, seine Psyche und sein soziales Umfeld. Dieser Krankheitsbeginn kann sich in einer akuten Krankheitsperiode u ern, die aktive Interventionen erfordert, gew hnlich durch den station ren Aufenthalt in einer Klinik (akute Phase).

7 Bereits hier sollten die angestrebten Versorgungsstrukturen greifen, um eine Verschlechterung der Situation zu vermeiden oder das Auftreten von Komplikationen zu verhindern, die mit den Auswirkungen der Erkrankung zusammenh ngen. Sind diese Ma nahmen und Interventionen effektiv, kann eine stabile Phase erreicht werden, die unterschiedliche Grade an Unterst tzungen erfordert, um den erreichten Zustand aufrecht zu erhalten (stabile Phase). Das Ausma der pflegerischen Interventionen ist jeweils von der Phase der Krankheitsverlaufskurve abh ngig, in der der Patient sich gerade befindet. Bei chronischen Verl ufen ist es dennoch nicht vermeidbar, dass neue Krankheitssch be auftreten k nnen, die direkt oder indirekt mit der Erkrankung zusammenh ngen.

8 Diese Situation verlangt eine Neubeurteilung und Anpassung der Ma nahmen, f r gew hnlich ohne station re Einweisung, um Stabilit t und Bew ltigung des Schubes zu f rdern (instabile Phase). Reaktionen auf diese Interventionsschwerpunkte zur Erholung des Patienten k nnen an einigen Stellen nicht erfolgreich sein und der Zustand des Patienten kann sich verschlechtern (abfallende Phase), bis zu einem Punkt, wo der Patient unheilbar krank ist (Sterbephase). Kornelia Gr tken, (FH). Eva Hokenbecker-Belke, (FH). Das Trajekt-Modell 3. an ch der g un k u en Er ron ten nk ng ch ftre a kr is kr n Au bi l Er e ll rfa ise rb il ta ab er ut e Ve Kr i ns St ak st rd vo hoch Dependenz niedrig Krankheitsverlauf Abbildung 1: pflege - und Krankheitsverlaufskurve beim Trajekt-Modell .

9 Quelle: eigene Erstellung in Anlehnung an die Darstellung von H lswitt, A. und Loch, M. (2005). Das Stadium, in der die betroffene Person sich befindet, bestimmt das Ausma der jeweiligen pflegerischen Aktion. Der Verlauf der Erkrankung kann, orientiert am Auftreten der Stadien, in der so genannten pflege - und Krankheitsverlaufskurve bildlich dargestellt werden, wodurch (auch innerhalb eines Stadiums) Umkehrungen, Wendepunkte, Auf- und Abw rtsbewegungen und/oder Einbr che sichtbar werden. Diese Dynamik spiegelt die kontinuierlichen Ver nderungen und Anpassungen wider, die das Leben mit einer chronischen Erkrankung mit sich f hrt. Jedes Stadium bringt bestimmte Probleme und Fragen f r den Patienten und seine Familie mit sich. Trotzdem k nnen keine Vorhersagen ber den Krankheitsverlauf getroffen werden, es handelt sich stets um einen individuellen Verlauf.

10 Chronische Erkrankungen sind von Person zu Person und von Diagnose zu Diagnose unterschiedlich. Obwohl individuelle Krankheitsverl ufe nur r ckblickend gemessen werden k nnen (anhand der jeweiligen Reaktion auf die Erkrankungsphase). kann die Darstellung der Verlaufskurve eine voraussichtliche Sichtweise eines denkbaren Verlaufes erm glichen, beruhend auf Wissen, Kenntnissen, berzeugungen, Werten und Erfahrungen der Patienten und der ( pflege -)Experten. Der Schl ssel zum Nutzen des TM. liegt in der oben angesprochenen Annahme, dass, obwohl jede Person mit einer chronischen Erkrankung den Krankheitsprozess in einer einzigartigen Weise erlebt, es trotzdem gemeinsame Phasen gibt, welche Ver nderungen des Gesundheitszustandes und notwendige Ma nahmen betreffen.