Ernährungstherapie nach Whipple-Operation - TUM

1 Institut f r Ern hrungsmedizin Klinikum rechts der Isar, TU M nchen Uptown M nchen Campus D. Georg-Brauchle-Ring 60/62 M nchen Direktor: Dr. Hans Hauner Ern hrungstherapie nach Pankreatektomie Was ist eine Pankreatektomie? Bei einer Pankreatektomie (Pankreas = Bauchspeicheldr se; -ektomie = Entfernung). wird die Bauchspeicheldr se teilweise oder vollst ndig operativ entfernt. Durch die anatomischen Gegebenheiten sind bei der Resektion verschiedene Organe gleicher- ma en betroffen: 1. Totale Pankreatektomie Bei der totalen Pankreatektomie kommt es zu Entfernung der gesamten Bauchspeicheldr se, der Milz, des Zw lffingerdarms, der Gallenblase und Teilen der Gallenwege sowie des Magens. 2. Teilweise (partielle) Pankreatektomie Hier unterscheidet man zwischen Pankreaskopf-Resektion, der sogenannten Whipple-Operation und der Pankreasschwanz-Resektion, auch Pankreaslinks- Resektion oder distale Pankreatektomie genannt.

2 Bei der Whipple-Operation wird der Kopf der Bauchspeicheldr se, der Zw lf- fingerdarm, die Gallenblase, Teile der Gallenwege und je nach Gr e des Tumors auch ein Teil des Magens (Magenteilresektion) oder der Milz entfernt. Damit kann die Bauchspeicheldr se ihre wichtigste Aufgabe, die Verdauung von Nahrung, nicht mehr erf llen! (=exokrine Pankreasinsuffizienz). Bei der Pankreasschwanz-Resektion kommt es je nach Ausma des Tumors, zur Entfernung von unterschiedlich gro en Teilen des Pankreask rpers, des Pankreas- schwanzes und der Milz. Vor allem im Pankreasschwanz befinden sich Zellen, die das Hormon Insulin produzieren. Dieses Hormon ist entscheidend f r die Blutzuckerregulation. Fehlt Insulin, kann Zucker nicht in die K rperzellen transportiert werden und es kommt zu einer berzuckerung (= endokrine Pankreasinsuffizienz).

3 Sowohl die totale Entfernung der Bauchspeicheldr se als auch die Resektion des Pankreasschwanzes haben zur Folge, dass der K rper gar kein oder nicht mehr gen gend Insulin produzieren kann. Somit besteht ein insulinpflichtiger diabetes mellitus Typ 3C. Dieser sekund r auftretende diabetes ist gekennzeichnet durch eine hohe Empfindlichkeit gegen ber Insulin. Auf eine strenge Blutzuckereinstellung, ist aufgrund der Gefahr einer Hypoglyk mie (Unterzuckerung), zu verzichten. Ansonsten gelten die Richtlinien der diabetes mellitus Typ-1-Therapie. Ern hrungsempfehlungen bei exokriner Pankreasinsuffizienz: Durch die Entfernung der genannten Organe (-abschnitte) kommt es zu bedeutenden Ver nderungen in der Verdauung. Ern hrungsprobleme sind die Folge, die bei jedem Patienten sehr individuell leichter oder schwerer auftreten k nnen.

4 Es empfiehlt sich ein Ern hrungs-Tagebuch bzw. ein Beschwerdeprotokoll zu f hren, um pers nliche Unvertr glichkeiten herauszufinden. Bei Entfernung von Magenteilen und dem Zw lffingerdarm leiden viele Betroffene unter Appetitlosigkeit, belkeit und Gewichtsabnahme. Um einer Unter- bzw. Mangelern hrung vorzubeugen, sollten Sie folgende Empfehlungen beachten: 1. Viele kleine Mahlzeiten: Der Magen bildet einen Speicher f r die verzehrten Nahrungsmittel. Dieses Reservoir wird durch die Operation teilweise entfernt. Es werden nur noch kleine Mahlzeiten vertragen, da schnell ein V llegef hl bis hin zu Schmerzen auftreten k nnen. Die Nahrungsmenge sollte auf 6-10 kleine Portionen ber den Tag verteilt werden. 2. Gr ndlich kauen und langsam essen: Ein zu grober Speisebrei f hrt zu Unwohlsein und f rdert eine Fehlverdauung.

5 Durch gr ndliches Kauen wird eine p rierte Kost unn tig und durch langsames Essen kann eine akute berdehnung des D nndarms vermieden werden. 3. Ballaststoffreiche Lebensmittel meiden: Wenn nur kleine Mengen verzehrt werden k nnen, sollte die Nahrung energiedicht sein. Ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Gem se, Rohkost, Obst und N sse, haben ein gro es Volumen, machen schnell und langanhaltend satt, so dass die Nahrungs- und damit die Energiezufuhr begrenzt wird. Au erdem k nnen ballaststoffreiche Lebensmittel wie Kohl, H lsenfr chte, Zwiebel, Lauchgew chse, Pilze und unreifes Obst Bl hungen verursachen. Die entstehenden Darmgase f hren zu einer vorzeitigen S ttigung und bei starker Dehnung auch zu Schmerzen.

6 Dies kann einen Gewichtsverlust beg nstigen. 4. Keine zu hei en oder kalten Speisen: Der Magen bringt Speisen und Getr nke auf K rpertemperatur, sodass der D nndarm bisher nur mit k rperwarmem Speisebrei konfrontiert war. Mit verkleinertem Magen kann ein zu kalter oder zu hei er Kontakt den Darm reizen und zu Unwohlsein und Durchf lle f hren. 5. In kleinen Schlucken trinken : Wenn kein Durchfall oder Fieber besteht, sind 1,5l Trinkfl ssigkeit ausreichend. Geeignete Getr nke sind Mineralwasser ohne Kohlens ure, Kr uter- oder Fr chtetee und schwacher schwarzer Tee. Getr nke mit Kohlens ure, viel Zucker (Limonaden, Fruchts fte, Eistee) oder auch Kaffee k nnen Probleme bereiten und sollten auf Vertr glichkeit getestet werden. Wenn ein Teil des Magens entfernt wurde, sollten Getr nke nicht zu den Mahlzeiten getrunken werden, sondern 15 Minuten vor und fr hestens 30.

7 Minuten nach dem Essen. Getr nke k nnen zu einer vorzeitigen S ttigung f hren und den Transport des Speisebreies beschleunigen. Durch den Verlust des Pankreaskopfes und der Gallenblase kommt es zu einer mangelnden Aussch ttung von Verdauungsenzymen, was vor allem eine Beeintr chtigung der Fettverdauung zur Folge hat. Symptome wie Durchf lle, Fettst hle und Oberbauchschmerzen weisen auf eine Fehlverdauung hin. Nicht die Reduzierung der Fettzufuhr, sondern eine angepasste Supplementation von Pankreasenzymen ist die wichtigste Therapiema nahme um Fehl- bzw. Mangelern hrung vor zu beugen: 1. Einnahme von Pankreasenzym-Pr paraten: Die Pr parate enthalten Enzyme zur Unterst tzung der Kohlehydrat-, Eiwei - und besonders der Fettverdauung.

8 Die Dosierung von Pankreasenzymen erfolgt individuell und laut Verordnung des Arztes. Ebenso richtet sich die Einnahmemenge nach der Portionsgr e und dem Fettgehalt der Mahlzeiten. 1g Nahrungsfett erfordert ca. 2000 IE. Zur Orientierung werden bis IE (Internationale Einheiten) pro Hauptmahlzeit und ca. bis IE pro Zwischenmahlzeit empfohlen. Beachte bei der Einnahme von Enzympr paraten: a) magenerhaltende OP: -Enzyme in Kapselform w hrend der Mahlzeit, mahlzeitenbegleitend -oft ist ein S ureblocker notwendig b) mit Magenteilresektion: -Enzyme als Granulat, w hrend der Mahlzeit nach dem Sandwich-Prinzip : 2-3 Bissen essen, dann etwas Granulat auf einem L ffel mit etwas Fl ssigkeit,, Joghurt oder Apfelmus einnehmen; weiter essen dann wieder Granulat.

9 Die Enzymmenge sollte in 3-4 Portionen zwischen dem Essen eingenommen werden. 2. Einsatz von MCT-Fetten : Werden die Verdauungsprobleme mit Hilfe der Pankreasenzym-Pr parate nicht ausreichend kompensiert, kann die Einnahme von sog. MCT-Fetten (mittelkettige Triglyceriden) hilfreich sein, da diese Fette unabh ngig von fettspaltenden Enzymen aufgenommen werden k nnen. (Ceres-MCT von Dr. Sch r). Die Verwendung von MCT-Fetten muss langsam gesteigert werden, da bei zu hoher Dosierung Bauchschmerzen, belkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen auftreten k nnen. Es wird empfohlen mit 10-20g MCT-Margarine oder MCT- l pro Tag zu beginnen. Abhilfe bei weiteren Beschwerden: 1. Dumping-Syndrom: Nach einer Magenteilresektion besteht die Gefahr, dass zu schnell, gro e hochkonzentrierte Mengen an Speisebrei in den D nndarm gelangen.

10 Das Fr hdumping tritt 15 - 30 Minuten nach dem Essen auf und macht sich durch Schmerzen im Oberbauch, V llegef hl und Blutdruckabfall bemerkbar. Zus tzlich kann es zu Schwindel, Unwohlsein und Schwei ausbr chen kommen. Ma nahmen um die Passage des Nahrungsbreies besser zu regulieren: 8-10 kleine Mahlzeiten ber den Tag verteilen Konzentrierte Lebensmittel wie sehr salzige Lebensmittel, Limonaden, zuckerreiche Speisen meiden nicht zu den Mahlzeiten trinken ; erst 45-60 Minuten nach dem Essen Fl ssigkeiten zuf hren nach dem Essen f r ca. 30 Minuten hinlegen Ein bis drei Stunden nach einer Mahlzeit kann ein Sp tdumping erfolgen. Es kommt zu einer Unterzuckerung, die mit Unruhe, Zittern, Schw che, Schwei ausbruch und Hei hunger einhergeht.