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Gedichte im Unterricht „Deutsch als Fremdsprache“

Gedichte im Unterricht Deutsch als Fremdsprache . Edmund Wild Gedichte Johann Wolfgang von Goethe Gedichte sind gemalte Fensterscheiben! Sieht man vom Markt in die Kirche hinein, da ist alles dunkel und d ster;. und so sieht's auch der Herr Philister. Der mag denn wohl verdrie lich sein und lebenslang verdrie lich bleiben. Kommt aber nur einmal herein! Begr t die heilige Kapelle! Da ist's auf einmal farbig helle;. Geschicht' und Zierrat gl nzt in Schnelle, bedeutend wirkt ein edler Schein. Dies wird euch Kindern Gottes taugen;. erbaut euch und erg tzt die Augen! An Goethes Aufenthalt im Elsass sind nicht nur Assoziationen wie Sesenheim und Friederike Brion gekn pft. Was ihn besonders beeindruckte, war Erwin von Stein- bachs Stra burger M nster. Er mag diese Kathedrale und ihre Glasmalereien vor Augen gehabt haben, als er Gedichte schrieb: von au en dunkel und d s- ter , von innen farbig helle . Goethe zeichnet damit ein passendes Bild des rezeptiven Umgangs mit Ge- dichten.

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1 Gedichte im Unterricht Deutsch als Fremdsprache . Edmund Wild Gedichte Johann Wolfgang von Goethe Gedichte sind gemalte Fensterscheiben! Sieht man vom Markt in die Kirche hinein, da ist alles dunkel und d ster;. und so sieht's auch der Herr Philister. Der mag denn wohl verdrie lich sein und lebenslang verdrie lich bleiben. Kommt aber nur einmal herein! Begr t die heilige Kapelle! Da ist's auf einmal farbig helle;. Geschicht' und Zierrat gl nzt in Schnelle, bedeutend wirkt ein edler Schein. Dies wird euch Kindern Gottes taugen;. erbaut euch und erg tzt die Augen! An Goethes Aufenthalt im Elsass sind nicht nur Assoziationen wie Sesenheim und Friederike Brion gekn pft. Was ihn besonders beeindruckte, war Erwin von Stein- bachs Stra burger M nster. Er mag diese Kathedrale und ihre Glasmalereien vor Augen gehabt haben, als er Gedichte schrieb: von au en dunkel und d s- ter , von innen farbig helle . Goethe zeichnet damit ein passendes Bild des rezeptiven Umgangs mit Ge- dichten.

2 Beim ersten, oberfl chlichen Lesen bleibt uns der Sinn noch verbor- gen. Erst wenn wir uns n her damit besch ftigen, erschlie t sich uns die Bot- schaft. Diese interpretierende Gedichtbetrachtung genoss lange Zeit ein Mono- pol im Deutschunterricht. Was will uns der Dichter sagen? , lautete die klassi- sche Lehrerfrage. Und die Qualit t der Sch lerantwort hing manchmal davon ab, wie nahe sie der Vermutung des Lehrers kam. Gedichte , die nat rlich der Lerngruppe angemessen sein m ssen, geh ren auch in den Fremdsprachenunterricht. Die Lehrkraft tr gt die Texte vor, sie l sst sie erlesen, sie interpretiert sie gemeinsam mit den Sch lern und sie l sst sie auswendig lernen. Mnemotechnische Hilfen wie Versma und Reimschema flie en in den Unterricht ein. In den letzten Jahrzehnten wurde diese Form der Gedichtbehandlung durch eine eher aktive Rolle des Sch lers erg nzt. Das Gedicht wurde nicht l nger als g ttliche Eingebung und jede nderung daran als Sakrileg betrachtet.

3 Vor allem die aufkommende Gebrauchslyrik zeigte sich als Menschenwerk und war des- halb ver nderbar. Und warum sollten solche Ver nderungen nicht durch die Sch ler vorgenommen werden? Denn die Sch ler wurden gewisserma en selbst in die Lage des Dichters versetzt. Sie sollten die Schwierigkeiten von Wortwahl, Versma und Reim- schema im eigenen Tun erfahren. Das w rde den Respekt vor der Leistung des Dichters eher steigern, weil dadurch die Qualit tsunterschiede in lyrischen Tex- ten deutlich hervortraten. Handlungsorientierung Will die Lehrkraft erreichen, dass die Sch ler handelnd mit Gedichten umgehen, das hei t selber dichten, das hei t wirklich eigene Texte produzieren, dann muss sie sich nach geeigneten Anregungen umschauen. Sie wird dann bei Kinderge- dichten ebenso f ndig wie bei klassischen Texten, bei Brecht ebenso wie bei Goethe. Exemplarisch wurden im Workshop folgende Bearbeitungsformen dar- gestellt: 1. die Erweiterung 2. die Erg nzung 3. die Alternative 4.

4 Die Parallele 5. der Austausch 6. die bersetzung. 1. Die Erweiterung Gedichte , die sich f r die Erweiterung eignen, haben einen engen thematischen Bezug zum Leben der Sch ler. Sie enthalten eine Aufz hlung von W rtern oder Strukturen, die die aus der eigenen Erfahrung heraus fortgef hrt werden kann, notfalls mit Hilfe des W rterbuchs. In der einfachen Form wird dabei auf Vers- 2. ma oder Reim kein Wert gelegt. F r die Sch ler ist es vielleicht ungewohnt, dass trotzdem von Gedichten gesprochen wird. Beispiel (WILD 2005: 42): Josef Reding Stella erweitert dieses Gedicht: Faulenzen Manchmal m chte man faulenzen Manchmal m chte man faulenzen wie ein Meer ohne Wasser, wie ein Gulli im Sonnenschein, eine Insel ohne Schatz, wie ein Rasenm her im Winter, eine Bibliothek ohne B cher, wie eine Nachttischlampe am Tag. ein Zoo ohne Tiere, (Format ge ndert!) eine Mutter ohne Kinder. Zu den schwierigeren Formen der Erweiterungen z hlen Gedichte , die ein be- stimmtes Versma einhalten und einen Endreim vorgeben.

5 Die Sch ler suchen und finden dann nicht nur inhaltlich passende, sondern auch reimende W rter: Beispiel (vgl. WILD 2004: 49): Hans A. Halbey Sieh fern! Wenn im trauten Flimmerzimmer der bewu te bunte Schimmer ber blanke Scheiben zieht Die Klasse kennt noch andere Unterhaltungs-, und das Auge fern-ergl ht Musik- oder Reklamesendungen und erweitert: Flipper, Flapper und Langnese, Coca Cola, Pingui, Kuhlenk mpfe, Alpenk se, Butterkekse, Kaugummi, Daktari, Reklame, Hit, Buffy, Sliders, Southern Park, Tagesschauder, Trimm-Dich-fit, Euro und die Deutsche Mark, Mainzelm nnchen und Kontraste, Auto, Motor, Abschleppwagen, Mannix, Kannix, Antipaste, viele dumme Talkshowfragen, Gartengiftzwerg, Was bist DU? Handball, Tennis, Fu ballpfosten, Grzimek, Tarzan, Winnetou, jeder kommt auf seine Kosten. Kinderstunde, Krimischoppen Ostern, Western, Schinkenkloppen, Nat rlich k nnen hier auch Sendungen aus Amsel, Drossel, Kommissar dem eigenen Land eingef gt werden. und der letzte Fernsehstar.

6 Dann, Ihr lieben Kinderlein, stellt sich Riesen-Glotzkraft ein! 3. Eine lustige Variante greift die Konjugation der starken Verben auf, bei der die Sch ler berhaupt keine Logik entdecken k nnen. Klanggleiche Verben haben unterschiedliche Stammformen. Wenn man die Stammformen des einen Verbs gerade mit vieler M he gelernt hat, wird man durch die Stammformen des n chsten v llig irritiert. Die Sch ler k nnen das Klagelied fortsetzen: Beispiel (WILD 2005: 46): Gerald Jatzek Lukas Zeitwortmelodie (Sch lerarbeit). Sehen. Halten. Bei en. Lassen. Sah. Hielt. Biss. Lie . Gesehen. Gehalten. Gebissen. Gelassen. Gehen. Falten. Hei en. Hassen. Gah? Fielt? Hiss? Hie ? Gegehen? Gefalten? Gehissen? Gehassen? Wer soll das ver- Wer soll das behal- Das alles soll Ist das denn zu stehen? ten? man wissen? fassen? 2. Die Erg nzung Bei der Erg nzung geht es weniger um die Kreativit t als um das Ausf llen von L cken. Der Sch ler soll hier die W rter erg nzen, die die Dichterin hier mit Ab- sicht weggelassen hat und die sich aus dem Inhalt oder dem Reim ergeben.

7 Beispiel (vgl. WILD 2004: 59): Mira Lobe Die Sp tzin Abends schleicht auf leiser Tatze zu dem Kirschbaum Nachbars -----, klettert flink hinauf bis fast auf den allerh chsten --- . Denn bekanntlich fressen Katzen au er M usen auch gern ------- . Vater Spatz piepst laut im Dustern und beginnt sich aufzu--------. 4. Augen gl hen, Krallen wetzen, Vater Spatz sieht's mit --------- . Doch die Sp tzin (woll'n wir wetten?). wird schon ihre Kinder ------ , k mpft so lange um ihr Nest, bis die Katz den Baum ver----- . Dieses Gedicht enth lt eine M glichkeit der Selbstkontrolle. Wenn man die Buchstaben der Reimw rter aneinanderf gt, ergibt sich das Wort KASPERL. F r diese Art der Bearbeitung eignen sich alle Gedichte mit Endreim, vor allem auch kurze Zwei- oder Vierzeiler. 3. Die Alternative Eine f r den Fremdsprachenunterricht besonders wertvolle Form der Ausdrucks- schulung stellt die Alternative dar, weil es sich um eine Auswahl-Antwort-Aufgabe handelt. Damit sind Gedichte gemeint, in deren Zeilen den Sch lern Wortalterna- tiven geboten werden.

8 Sie k nnen beispielsweise f r die Beschreibung eines Ge- f hlsausbruchs zwischen den Synonymen schreien/kreischen/br llen w hlen. Sie entscheiden sich f r das Verb, das ihrem Sprachgef hl am besten entspricht. Dabei muss die L sung keineswegs mit dem vom Dichter im Original gew hlten Wort bereinstimmen. Beispiel (vgl. WILD: 66-mal selber dichten, Seite 18): Original: Josef Guggenmos Josef Guggenmos So geht es in Gr nland So geht es in Gr nland Ein Eskimom dchen Ein Eskimom dchen mit blauschwarzem/strohblondem/rostrotem Haar mit blauschwarzem Haar steckt/h lt/reckt sein Stupsn schen steckt sein Stupsn schen aus einer Schneehaus-T r aus einer Schneehaus-T r und ruft/schreit/br llt: Ein Mercedes! und ruft: Ein Mercedes! . Alles rennt/st rzt/eilt zu ihr. Alles st rzt zu ihr. Rings ruht/schl ft liegt Gr nland wei und Rings liegt Gr nland wei und Das freche / kleine / kecke M dchen schreit: Das kleine M dchen schreit: April! April! April! April! . 5. Es empfiehlt sich, die Nachbarn ihre L sungen miteinander vergleichen zu las- sen.

9 Sie sollten sich dann auf eines der angebotenen W rter einigen. In solchen Gespr chen kann sich ein fruchtbarer Streit ber die Qualit t eines Begriffs entwickeln. 4. Die Parallele Gr ere Freiheit in Wortwahl und Gestaltung genie en die Sch ler, wenn sie sich zu einem Parallelgedicht anregen lassen. Eine Vielzahl von Gedichtformen bietet sich als Inspiration an. Das Angebot ist besonders gro . Es m gen Texte der Konkreten Poesie sein, es mag aber auch eine Brechtsche Aufz hlung seiner Vergn gungen sein. Jeder Sch ler ist in der Lage, die eigenen Vergn - gungen zusammenzutragen und so ein individuelles Gedicht zu schreiben. Beispiel (WILD 2004: 70): Bertolt Brecht Daniel Vergn gungen Vergn gungen Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen das Tor in der 90. Minute das wiedergefundene alte Buch der bersteiger von Robinho begeisterte Gesichter schlafen Schnee k hles Schwimmbadwasser der Wechsel der Jahreszeiten Sophies L cheln die Zeitung der Hund die Sportnote die Dialektik die neuen Turnschuhe duschen Tokio Hotel schwimmen in der H ngematte liegen alte Musik Moped fahren bequeme Schuhe Spagetti-Eis begreifen die Sportseite der Zeitung neue Musik schreiben pflanzen reisen singen freundlich sein 6.

10 Der Computer bedeutet, wenn er richtig genutzt wird, eine erhebliche Auswei- tung der poetischen M glichkeiten. Man bedient sich bei Symbol und Wing- dings und so weiter, um kreative Texte zu schreiben. In ein Wort wird ein pas- sendes Icon eingebaut, welches die Sch ler beim Vokabellernen anschaulich unterst tzt. Beispiel (vgl. Wild 2004: 40): KLEPTOMA IE C MPING. L NEAL. Dichter wie Vera Ferra-Mikura und Franz F hmann besch ftigen sich mit den W rtern im Wort. Solche Gedichte er ffnen die M glichkeit der optischen oder auch akustischen Analyse. ber die ganzheitliche Betrachtung des Wortk rpers gehen sie hinaus, dringen in ihn ein und suchen nach eigenst ndigen, sinnvol- len Buchstabenverbindungen. Beispiel (vgl. WILD 2004: 34): Vera Ferra-Mikura Lena Wo manche Worte wohnen (Anfang) Wo manche W rter wohnen Das Wort aus wohnt in einem richtigen Haus, Das Wort ich wohnt im Dickicht, doch zugleich in der Pause, in der Maus und doch zugleich in wichtig und richtig in der Laus.


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