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Gesundheitsgerechte Gestaltung von Schichtarbeit

ARBEITSSCHUTZS chichtarbeit als Instrument der t glichen Arbeits-zeitflexibilisierung ist heute in vielen Bereichenunserer Gesellschaft nicht mehr weg zu r die Existenz und Verbreitung von Schicht-arbeit gibt es gesellschaftliche, technologische und konomische Gr nde. Immer mehr Dienstleistun-gen beispielsweise in den Bereichen Pflege, Sicher-heit, Kommunikation und Verkehrswesen werdenrund um die Uhr angeboten und in vielen Industriebetrieben erweist sichSchichtarbeit als unumg nglich. Verschiedenetechnologische Prozesse, wie in der Rohstofferzeu-gung oder in der chemischen Industrie, k nnennur kontinuierlich ablaufen. Sowohl die versch rf-ten globalen Konkurrenzbedingungen als auch diezunehmende Technisierung der Arbeitsabl ufef hren dar ber hinaus dazu, dass immer mehr Un-ternehmen versuchen, Kosteneinsparungen zurVerbesserung der Wettbewerbsf higkeit mit einereffektiveren Ausnutzung der Produktionsanlagen,einer Ausdehnung der Maschinenlaufzeiten undeiner besseren Kapazit tsauslastung zu Mikrozensus 2004 des Statistischen Bundes-amtes (Destatis) arbeiteten in der Zeit von Januar bisM rz

ARBEITSSCHUTZ 14 bundesarbeitsblatt 1-2006 Nachtarbeit hingegen ist jede Arbeit, die mehr als zwei Stunden der Nachtzeit umfasst (§ 2 ArbZG). Nachtzeit im Sinne des Gesetzes ist die Zeit von

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1 ARBEITSSCHUTZS chichtarbeit als Instrument der t glichen Arbeits-zeitflexibilisierung ist heute in vielen Bereichenunserer Gesellschaft nicht mehr weg zu r die Existenz und Verbreitung von Schicht-arbeit gibt es gesellschaftliche, technologische und konomische Gr nde. Immer mehr Dienstleistun-gen beispielsweise in den Bereichen Pflege, Sicher-heit, Kommunikation und Verkehrswesen werdenrund um die Uhr angeboten und in vielen Industriebetrieben erweist sichSchichtarbeit als unumg nglich. Verschiedenetechnologische Prozesse, wie in der Rohstofferzeu-gung oder in der chemischen Industrie, k nnennur kontinuierlich ablaufen. Sowohl die versch rf-ten globalen Konkurrenzbedingungen als auch diezunehmende Technisierung der Arbeitsabl ufef hren dar ber hinaus dazu, dass immer mehr Un-ternehmen versuchen, Kosteneinsparungen zurVerbesserung der Wettbewerbsf higkeit mit einereffektiveren Ausnutzung der Produktionsanlagen,einer Ausdehnung der Maschinenlaufzeiten undeiner besseren Kapazit tsauslastung zu Mikrozensus 2004 des Statistischen Bundes-amtes (Destatis) arbeiteten in der Zeit von Januar bisM rz 2004 17,3 Millionen Erwerbst tige inDeutschland st ndig, regelm ig oder gelegentlicham Wochenende, in der Nacht und/oder in Wechsel-schichten.

2 Das sind gegen ber April 1991 rund 1,6 Millionen Personen mehr. Berechnungen des Wirt-schafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI)in der Hans-B ckler-Stiftung zufolge lag der AnteilErwerbst tiger, die in Wechselschicht arbeiten, in2004 dabei bei 15 Prozent (1991: 13 Prozent). I. Was ist Schichtarbeit ?Unter Schichtarbeit wird f r gew hnlich die Auf-teilung der betrieblichen Arbeitszeit in mehrereZeitabschnitte mit versetzten Anfangszeiten bezie-hungsweise unterschiedlicher Lage sowie unterUmst nden unterschiedlicher Dauer einschl gigen Urteil des Bundesarbeitsge-richt (BAG) vom 20. Juni 1990 zufolge ist Schicht-arbeit gegeben, wenn eine bestimmte Arbeitsauf-gabe ber einen erheblich l ngeren Zeitraum alsdie tats chliche Arbeitszeit hinaus anf llt und da-her von mehreren Arbeitnehmern oder Arbeitneh-mergruppen in einer geregelten zeitlichen Reihen-folge erbracht wird.

3 Bei Schichtarbeit arbeitennicht s mtliche Besch ftigte eines Betriebes zurselben Zeit, sondern ein Teil arbeitet, w hrend derandere Teil arbeitsfreie Zeit hat, wobei beide Teilesich regelm ig nach einem feststehenden und berschaubaren Schichtplan abl sen. Dabei musseine bereinstimmende Arbeitsaufgabe von unter-einander austauschbaren Arbeitnehmern erf lltwerden (BAG 4 AZR 5/90). Gesundheitsgerechte Gestaltung von SchichtarbeitIn den letzten Jahren haben sich atypische Besch ftigungsformen wieNacht-, Sonntags- und Schichtarbeit in Deutschland rasch verbreitet. DieAusdehnung der Betriebszeiten stellt Betroffene dabei vor zahlreiche Pro-bleme. Die ver nderten Arbeitszeiten haben nicht nur Auswirkungen aufden Alltag der Schichtarbeiter, sondern k nnen nachweislich zu vielf ltigengesundheitlichen und sozialen Beschwerden f hren.

4 13bundesarbeitsblatt 1-2006 Martina Kollig ist freieJournalistin und Buch-autorin im Bereich Per-sonalmanagement,Gesundheit undArbeitsschutz.) ,Sonntag-, Abend-,Nacht- 1 Quelle: Seifert, H.: Zeit f r neue Arbeitszeiten, in: WSI-Mitteilungen 8/2005 (nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes); Angaben in , Nacht- und Wochenendarbeiter in DeutschlandVergleich 1991 und 2004 ARBEITSSCHUTZ14bundesarbeitsblatt 1-2006 Nachtarbeit hingegen ist jede Arbeit, die mehr alszwei Stunden der Nachtzeit umfasst ( 2 ArbZG).Nachtzeit im Sinne des Gesetzes ist die Zeit von23 bis 6 Uhr, in B ckereien und Konditoreien dieZeit von 22 bis 5 Uhr. Es kann jedoch Ausnahme-regelungen geben. So ist zum Beispiel in der Stahl-branche durch den Manteltarifvertag die Nacht-zeit von 22 bis 6 Uhr festgelegt ( 6 MTV).

5 Gesetzliche GrundlagenNach dem seit Juli 1994 geltenden Arbeitszeitge-setz, das die Arbeitszeitverordnung (AZO) von1938 abl ste, ist die Arbeitszeit der Nacht- undSchichtarbeitnehmer nach gesicherten arbeits-wissenschaftlichen Erkenntnissen ber die men-schengerechte Gestaltung der Arbeit festzulegen (ArbZG 6, Abs. 2). Neben der Dauer und Lageder Arbeitszeit kommt dabei der Verteilung unddem Rhythmus eine erhebliche Bedeutung Ziel ist der Erhalt von Gesundheit undLeistungsf higkeit der Besch ftigten. Diese Ziel-vorgabe erfordert ein enges Zusammenwirken vonArbeitgebern, Betriebs- und Personalr ten, Ar-beitsmedizinern und -wissenschaftlern und nichtzuletzt den Besch ftigten selbst, zumal die Vor-gaben, den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnis-stand zu ber cksichtigen, dem Wunsch des Einzel-nen nach Individualisierung der Arbeitszeitrege-lungen und schlie lich den betrieblichen Rahmen-bedingungen Rechnung zu tragen, nicht seltenKompromissl sungen tats chliche Arbeitszeit der Arbeitnehmerwird dabei nicht nur ber das Arbeitszeitgesetzsondern auch durch Tarifvertr ge, Betriebsverein-barungen oder Einzelvertr ge festgelegt.

6 Besonde-re Regelungen zur Arbeitszeitgestaltung findensich dar ber hinaus beispielsweise im Mutter-schutz- und Jugendarbeitsschutzgesetz. Varianten und Formen von SchichtarbeitBei der Gestaltung von Schichtarbeitssystemen sindzahlreiche Variationsm glichkeiten denkbar. Die ver-schiedenen Schichtarbeitsformen werden zum einen ber die Anzahl der zu arbeitenden Schichten defi-niert. Zweischichtsysteme umfassen beispielsweiseeine Fr h- und Sp tschicht, w hrend bei Dreischicht-systemen die Nachtschicht hinzukommt. Zum ande-ren erfolgt eine Begriffsbestimmung ber die zuarbeitende Zeit. Es werden kontinuierliche von dis-kontinuierlichen Schichtsystemen unterschieden. Bei kontinuierlicher oder permanenter Schicht-arbeit wird der Betrieb ber die gesamten 168 Stunden einer Woche aufrechterhalten.

7 Hingegenist diskontinuierliche Schichtarbeit dadurch ge-kennzeichnet, dass die Betriebszeit unter diesen168 Stunden liegt. Meist sind der Samstag und/oder der Sonntag frei. Die Personalbesetzung dereinzelnen Schichten wird in einer Planstrukturfestgelegt und h ufig ber klassische Schichtgrup-pen geregelt, das hei t in jeder Gruppe befindensich genau so viele Besch ftigte wie f r den Ar-beitsablauf notwendig sind. Das erlaubt eine ein-fache Planung, berschaubare Schichtpl ne unddie konstante Zusammensetzung der Schicht-gruppen. Allerdings entstehen Nachteile bei Kapa-zit tsschwankungen. Um eine gr ere Flexibilit tzu erreichen, werden daher auch bergro eGruppen und kombinierte Gruppen eingesetzt: bergro e Gruppen sind gr er als die erfor-derliche Besetzungsst rke.

8 F r eine Schichtwerden daher nicht alle Gruppenmitgliederben tigt. Die brigen Arbeitnehmer habenFreischicht. Kombinierte Gruppen erreichen die je Schichterforderliche Besetzungsst rke durch dengleichzeitigen Einsatz mehrerer Gesundheitliche Auswirkungen vonSchichtarbeitTrotz der offensichtlichen Vorteile bergen Schicht-arbeitssysteme auch Nachteile und Risiken. Sosind neben dem erh hten Organisationsaufwandauf der Arbeitgeberseite, insbesondere die psychi-schen und physischen Belastungen f r betroffeneArbeitnehmer zu nennen. Letztere k nnen aufDauer wiederum negative Auswirkungen aufKrankenstand und Leistungsf higkeit Gesetze sind bei der Gestaltung von Arbeitszeiten zu ber ck-sichtigen: das Gesetz zur Vereinheitlichung und Flexibilisierung des Arbeitszeit-rechts (Arbeitszeitgesetz), ArbZG das Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) das Gesetz ber die Durchf hrung von Ma nahmen des Arbeitsschut-zes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes derBesch ftigten bei der Arbeit (Arbeitsschutzgesetz), ArbSchG das Arbeitsrechtliche Gesetz zur F rderung von Wachstum und Be-sch ftigung (Besch ftigungsf rderungsgesetz), BeschFG das Gesetz ber den Ladenschluss (Ladenschlussgesetz), LadenschlussG das Gesetz zum Schutze der erwerbst tigen Mutter (Mutterschutz-gesetz), MuSchG das Gesetz zum Schutz der arbeitenden Jugend (Jugendarbeitsschutz-gesetz), JArbSchG die Richtlinie 93/104/EG vom 23.

9 November 1993 ber bestimmteAspekte der Arbeitszeitgestaltung Wichtige RechtsnormenARBEITSSCHUTZ15bundesarbeits blatt 1-2006In den letzten Jahren wurden eine Reihe umfang-reicher Forschungsarbeiten zum Thema Schicht-arbeit und Gesundheit ver ffentlicht. Aus ihnengeht hervor, dass Schichtarbeit sowohl Auswirkun-gen biologischer Art ( Schlafst rungen, Appe-titlosigkeit, Magen-, Darm-, Herz-, Kreislaufbe-schwerden) als auch Auswirkungen auf Leistungs-verm gen der betroffenen Arbeitnehmer und dieUnfallh ufigkeit im Betrieb haben kann. Aber auchAuswirkungen auf das soziale Leben, wie rung des Familienlebens, Beeintr chtigung desFreizeitverhaltens und der Beteiligung am ffent-lichen Leben, konnten nachgewiesen werden. Besondere Beachtung verdienen in diesem Zusam-menhang auch lange t gliche Arbeitszeiten zum Bei-spiel von neun, zehn oder zw lf Stunden.

10 Untersu-chungen haben ergeben, dass die H ufigkeit einzelnerBeschwerden mit zunehmender Wochenarbeitszeitim Trend konstant ansteigt. Jede Ausdehnung der Ar-beitszeit hat eine erhebliche Steigerung des Beein-tr chtigungsrisikos zur Folge. Schichtarbeit als zu-s tzliches Belastungsmerkmal verst rkt diesen Effekt(vgl. Bauer u. a., 2004; Nachreiner u. a., 2005).Schlafst rungen und Schlaf-entzugAus mehreren Befragungen in ver-schiedenen L ndern und unter-schiedlichen Branchen geht hervor,dass Schichtarbeiter oft unter Schlaf-st rungen leiden. Beschwerden berSchlafst rungen werden ge u ertvon: 10 bis 40 Prozent der Tagarbei-ter, 5 bis 30 Prozent der Schichtar-beiter ohne Nachtschichten, 10 bis 95 Prozent der Schichtar-beiter mit Nachtschichten, 35 bis 55 Prozent der st ndigenNachtschichtarbeiter, 70 bis 90 Prozent der Schicht-arbeiter vor dem berwechselnzur h chste Frequenz der Schlaf-st rungen ergibt sich demnach beiSchichtarbeitern mit Nachtschich-ten.


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