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Lernen durch Lehren: ein modernes UnterrichtskonzeptJean-Pol MartinSchulVerwaltung Bayern, M rz/2000, Link-VerlagSeite 1 Jean-Pol MartinLernen durch Lehren: ein modernes UnterrichtskonzeptIm Zuge der Globalisierung und der Versch rfung des internationalen Wettbewerbes ist einebundesweite Bildungsoffensive eingeleitet worden, die deutliche Auswirkungen in denSchulen zeigt. Diese werden von Seiten der Ministerien angehalten, st rker als bisherF higkeiten zu vermitteln, die ihre Sch ler im Berufsleben ben tigen werden. DieseKompetenzen, Schl sselqualifikationen genannt, umfassen ber das Fachwissen hinausund kognitive F higkeiten wie das Systemdenken oder das Verm gen, Wesentliches vonUnwesentlichem zu unterscheiden, auch soziale Kompetenzen wie die Teamf higkeit, dieKommunikationsf higkeit und ein selbstbewusstes Auftreten. Nun lassen sich solcheQualifikationen nicht mit den tradierten Unterrichtsmethoden vermitteln.

Lernen durch Lehren: ein modernes Unterrichtskonzept Jean-Pol Martin SchulVerwaltung Bayern, März/2000, Link-Verlag Seite 3 Schulbehörden ebenfalls keine Unterstützung kam, entschloss sich der Verfasser dazu, im

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1 Lernen durch Lehren: ein modernes UnterrichtskonzeptJean-Pol MartinSchulVerwaltung Bayern, M rz/2000, Link-VerlagSeite 1 Jean-Pol MartinLernen durch Lehren: ein modernes UnterrichtskonzeptIm Zuge der Globalisierung und der Versch rfung des internationalen Wettbewerbes ist einebundesweite Bildungsoffensive eingeleitet worden, die deutliche Auswirkungen in denSchulen zeigt. Diese werden von Seiten der Ministerien angehalten, st rker als bisherF higkeiten zu vermitteln, die ihre Sch ler im Berufsleben ben tigen werden. DieseKompetenzen, Schl sselqualifikationen genannt, umfassen ber das Fachwissen hinausund kognitive F higkeiten wie das Systemdenken oder das Verm gen, Wesentliches vonUnwesentlichem zu unterscheiden, auch soziale Kompetenzen wie die Teamf higkeit, dieKommunikationsf higkeit und ein selbstbewusstes Auftreten. Nun lassen sich solcheQualifikationen nicht mit den tradierten Unterrichtsmethoden vermitteln.

2 Um die Lehrer aufdie neuen Anforderungen vorzubereiten, wurden in den meisten Bundesl ndern verpflichtendp dagogische Tage eingef hrt. Es sollen neue Methoden in den Schulen erprobt werden. Inder Novemberausgabe von SchulVerwaltung BY hat Hans-Bernd Schmitz, Leiter des Kurt-Huber-Gymnasiums in Gr felfing die Aktivit ten geschildert, die zur Einf hrung neuerUnterrichtsverfahren an seiner Schule entfaltet werden. Als neue Unterrichtsformen nennt erdie Freiarbeit, den Lernzirkel und Lernen durch Lehren (LdL). Nun ist die Methode LdL unddas mit ihr verbundene Kontaktnetz erst in j ngerer Zeit zu einer gr eren Bekanntheitgelangt. Im Folgenden wird das LdL-Projekt ausf hrlich Zur Geschichte des LdL-ProjektesWenn Sch ler einen Lernstoffabschnitt selbst ndig erschlie en und ihren Mitsch lernvorstellen, wenn sie ferner pr fen, ob die Informationen wirklich angekommen sind und wennsie schlie lich durch geeignete bungen daf r sorgen, dass der neue Stoff verinnerlicht wird,dann entspricht dies idealtypisch der Methode " Lernen durch Lehren".

3 Diese Methode hat ihreWurzeln in der Reformp dagogik, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem NamenKerschensteiner f r die Arbeitsschulbewegung und Dewey f r den Projektunterrichtverbunden ist. Die Reformp dagogik stellte sich gegen das lehrerzentrierteLernen durch Lehren: ein modernes UnterrichtskonzeptJean-Pol MartinSchulVerwaltung Bayern, M rz/2000, Link-VerlagSeite 2 Instruktionsmodell, bei dem der Lehrer den Lernstoff in wohlpr parierten Portionen denSch lern weiterreicht, was sie zur Passivit t zwingt. Aus reformp dagogischer Sicht gelingenLernprozesse am besten in selbstbestimmter, aktiver Auseinandersetzung mit demLerngegenstand. Daher ist es g nstig, wenn eine direkte, nicht didaktisch vermittelteBegegnung zwischen dem Sch ler und dem Stoff arrangiert wird. Diese Begegnung erfolgtmeist im Rahmen von gr eren Projekten, wobei der Lehrer sich als Helfer bet tigt und dieSch ler bei ihren Anstrengungen unterst tzt.

4 Im Laufe der Schulgeschichte waren die Grund-und Hauptschulen, teilweise auch die Realschulen gegen ber reformp dagogischenVorstellungen offen, w hrend im Gymnasium seit dessen Gr ndung im 19. Jahrhundert biszu unserer Zeit das Instruktionsmodell vorherrschend blieb. Zwar wurden auch amGymnasium immer wieder reformp dagogische Gedanken von einzelnen Lehrernaufgegriffen und erprobt, aber die entsprechenden Methoden konnten im Schulsystem nie Fu fassen. Trotz ihrer Erfolge im Unterricht fanden die Pioniere wenig Resonanz in ihremUmfeld; sie blieben Einzelk mpfer und gaben nach anf nglicher Begeisterung angesichts desausbleibenden Echos bald auf. Das war auch die Situation am Anfang der 80er Jahre, als dieMethode LdL entwickelt war nicht in erster Linie die Rezeption der Reformp dagogik, die den Verfasser dieserZeile, Franz sischdidaktiker in Eichst tt, auf die Idee brachte, seine Sch ler sich selbstunterrichten zu lassen.

5 Vielmehr entstand der Gedanke in der Folge der damalsvorherrschenden kommunikativen Didaktik und aus dem Wunsch heraus, den Sprechanteilder Lerner zu erh hen. Diese Ma nahme hatte grundlegende Auswirkungen auf dieMotivation der Sch ler und auf das Arbeitsklima im Unterricht; der Autor erkannte, dass derscheinbar harmlose didaktische Griff ungeahnte Potentiale freisetzte. Bestimmend f r denweiteren Verlauf des Projektes wirkte sich aus, dass er sehr bald die Unterst tzung einzelnerPersonen bekam, die an entscheidenden Stellen helfen konnten, wie Paul Meier, demdamaligen Referent f r Fremdsprachen an der Akademie f r Lehrerfortbildung in Dillingenund Wolf Theuring, Referent f r P dagogik am FWU. Ohne diese beiden Personen h tte dasProjekt nie die Dimensionen erreichen k nnen, die es inzwischen gewonnen hat. Zwischen1983 und 1987 wurde eine Videoreihe als Langzeitstudie im FWU gedreht und der Verfasserwurde regelm ig als Referent nach Dillingen eingeladen, um die Methode vorzustellen.

6 Baldkam das Bed rfnis auf, die in der Praxis festgestellten Optimierungen wissenschaftlichaufzuarbeiten. Daraus entstanden eine Dissertation und eine Reihe von Aufs tzen, dieallerdings zur berraschung des Verfassers in der Wissenschaft - selbst in derFranz sischdidaktik - ohne nennenswerte Resonanz blieben. Da von Seiten derLernen durch Lehren: ein modernes UnterrichtskonzeptJean-Pol MartinSchulVerwaltung Bayern, M rz/2000, Link-VerlagSeite 3 Schulbeh rden ebenfalls keine Unterst tzung kam, entschloss sich der Verfasser dazu, imRahmen von Fortbildungsveranstaltungen Kollegen anzusprechen, die bereit seien, dieseMethode in ihrem Unterricht zu erproben. Im Jahre 1987 bildete sich eine Gruppe vonanf nglich 12 Kollegen ( Kerngruppe ), die sich vornahmen, die Methode zu testen und imErfolgsfall weiterzuentwickeln und zu verbreiten. Der Kontakt wurde durch regelm igeTreffen und zweimonatige Kontaktbriefe aus Eichst tt gepflegt.

7 Da die ersten Versuche sehrpositiv verliefen, fassten die Kollegen Mut und fingen an, Fortbildungsveranstaltungenselbst ndig zu organisieren, Erfahrungsberichte zu erstellen und zu ver ffentlichen und f rdie Methode und das Kontaktnetz zu werben. Inzwischen z hlt das Kontaktnetz 500 Teilnehmer und die Mitglieder der Kerngruppe sind gesuchte Fortbildungsreferenten,Verfasser von Zeitschriftenartikeln und Lehrwerkautoren geworden. Parallel zu diesenAktivit ten wurde das theoretische Fundament der Methode vertieft und ausgeweitet, so dassLdL nun auf einer wissenschaftlich breiten, soliden Basis ruht. Auch wenn von Anfang an berzeugende Erfolge erzielt wurden, das Projekt LdL erfreut sich einer gr erenAufmerksamkeit erst seitdem im Zuge der Versch rfung des internationalen Wettbewerbs dasUnterrichtswesen einem sp rbaren Ver nderungsdruck ausgesetzt wird. In den Unternehmenwird der Mensch als wichtigste Ressource wiederentdeckt und es stellt sich die Frage, wie diezur Verf gung stehenden Humanressourcen besser gef rdert und ausgesch pft werdenk nnen.

8 Dadurch tritt das reformp dagogische Gedankengut zum ersten Mal in das Blickfeldeiner breiteren ffentlichkeit. In diesem Kontext weist gerade LdL eine Reihe vonMerkmalen auf, die dieser Methode eine besondere Attraktivit t Wie funktionert die Methode LdL konkret?Am Beispiel des Fremdsprachenunterrichts werden die wesentlichen Merkmale der Methodedargestellt. Mit einigen Modifikationen l sst sich das Konzept auf jedes Fach Verfahren Die Sch ler bernehmen Schritt f r Schritt Funktionen des Lehrers Der Lehrer verteilt die Arbeitsauftr ge, er unterst tzt die Sch ler bei ihrerVorbereitung und korrigiert ihre schriftlichen Vorlagen Zwei Sch ler bernehmen zu Beginn jeder Stunde die Leitung des Stundenablaufs. Sieleiten die Korrektur der Hausaufgaben, rufen die Arbeitsgruppen zur Darbietung desneuen Stoffes auf und lenken die bungsphaseLernen durch Lehren: ein modernes UnterrichtskonzeptJean-Pol MartinSchulVerwaltung Bayern, M rz/2000, Link-VerlagSeite 4 Die Wirkung Der Lehrer redet weniger.

9 Kommen im Fremdsprachenunterricht mit dieserMethode bis zu 80% der u erungen von Sch lern Schwierige Stoffsequenzen werden aus Sch lerperspektive beleuchtet; dadurchgewinnt der Sch ler einen seiner Art zu Lernen entsprechenden Zugang Da verschiedene Gruppen den Stoff vermitteln, setzen sich die Sch ler intensiver undvielseitiger mit ihm auseinander Die Hemmschwelle von Sch ler zu Sch ler ist geringer. Es f llt den Sch lern leichter,ihrem Unverst ndnis Ausdruck zu verleihen und um Erkl rung zu bitten Der Lehrer erkennt Verst ndnisl cken der Klasse oder einzelner Sch ler schneller undhat Zeit und Gelegenheit, gezielt und individuell darauf zu reagieren Das soziale Lernen wird gef rdert, da die Sch ler neue Rollen ein ben und sichh ufiger einander zuwendenWie soll ein Lehrer vorgehen, wenn er LdL in seinem Unterricht einf hren will?Zur Einf hrung wird Sch lern eine einfache Lehraufgabe bertragen, wie die Korrekturder Hausaufgaben oder das Vorlesen eines Diktates.

10 Am Anfang muss der Lehrer einregelrechtes Training durchf hren, indem er die Sch ler daran gew hnt, freundlichmiteinander umzugehen, sich zuzuh ren, deutlich zu sprechen, auf die Qualit t der Beitr gezu achten einer Eingew hnungsphase von einer bis zwei Wochen werden die Sch ler ananspruchsvollere Aufgaben herangef hrt, wie die Vorstellung eines neuen Textes oder einesGrammatikkapitels. Die Vorbereitung auf die Pr sentationen erfolgt in Teamarbeit, nicht zuHause sondern im Unterricht, in einer daf r vorgesehenen Phase (etwa 20 Minuten). W hrendder anschlie enden Sch lerdarbietungen bleibt der Lehrer im Hintergrund und interveniertnur, wenn die Kommunikation zwischen den Sch lern nicht zufriedenstellend verl uft, wennFehler auftreten oder wenn Erg nzungen notwendig werden immer umfangreichere Stoffmengen zur Pr sentation und Ein bung andie Sch ler abgegeben. Auch die Erstellung von bungsbl ttern kann auf sie zunehmender Kompetenz bekommen die Lerner immer komplexere Aufgaben, wie dieLeitung von Diskussionen, die Durchf hrung von Textinterpretationen oder vonselbsterstellten thematischen zum stoffbezogenen Unterricht findet eine kontinuierliche Prozessevaluation undLernen durch Lehren: ein modernes UnterrichtskonzeptJean-Pol MartinSchulVerwaltung Bayern, M rz/2000, Link-VerlagSeite 5 Methodenreflexion gestellte Fragen und die Antworten dazu:Kann man jederzeit in LdL einsteigen, oder muss man die Klasse von Anfang an nach LdLunterrichten?


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