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1 Leitfaden zur sprachlichen F rderung am bergang vom Kindergarten in die Grundschule Charlotte B hler Institut Mai 2014 Projektleitung: Gabriele B ck Projektmitarbeit: Barbara R ssl-Kr tzl, Martina Pfohl, Maria Pepelnik, Barbara Paninger Endredaktion: Gabriele B ck, Michaela Hajszan, Birgit Hartel Inhaltsverzeichnis Pr ambel .. 1 1 Anschlussf higkeit der Curricula von Kindergarten und Volksschule .. 2 bereinstimmung von Prinzipien bzw. Grunds tzen in den Curricula .. 3 Sprache im Kontext der jeweiligen 4 2 Transition Kindergarten Volksschule .. 7 Wissenschaftliche Grundlagen .. 7 F rderliche Bedingungen .. 8 Transitionskompetenzen am bergang vom Kindergarten in die Volksschule .. 9 3 Erstsprach(en)erwerb .. 11 Wissenschaftliche Grundlagen .. 11 F rderliche Bedingungen f r den Erstsprach(en)erwerb .. 15 Sprachkompetenzen in der Erstsprache am bergang vom Kindergarten in die Grundschule 16 4 Zweitsprach(en)erwerb im Kindesalter.
2 20 Wissenschaftliche Grundlagen .. 20 Charakteristika von Lernersprachen .. 21 Kompetenzen in der/den Erstsprache(n) als Ressource .. 22 F rderliche Bedingungen f r den Zweitsprach(en)erwerb .. 23 Sprachkompetenzen von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache am bergang vom Kindergarten in die Volksschule .. 24 Sprachkompetenzen bei mehrsprachigen Kindern .. 25 Lernstufenmodell Deutsch als Zweitsprache .. 25 5 Sprachf rderung in der Schuleingangsphase .. 30 Rolle der Fachkr fte im Sprachlernprozess .. 30 Sprachbasierte Merkmale der F rderung .. 31 Spezifische Merkmale der Sprachf rderung im Kontext des Zweitsprach(en)erwerbs .. 33 Effektive Angebote zur F rderung der Bildungssprache Deutsch .. 35 Bildungskooperation .. 36 Zum Nachdenken .. 38 6 Modellprojekte aus sterreich zur sprachlichen F rderung .. 39 Modellregion Oberwart (Bgld.) Vorbereiteter und begleiteter bergang vom Kindergarten in die Volksschule mit besonderem Fokus auf Sprachf rderung .. 39 Modellregion Steiermark EVIS: Empowerment, Vernetzung, Inklusion und Sprache in einer ganzheitlichen Bildungsarbeit.
3 40 7 Literatur und weiterf hrende Links .. 42 1 Pr ambel Sprachkompetenz stellt eine unverzichtbare Grundlage einer erfolgreichen Bildungsbiografie dar. Sie ist Voraussetzung f r das Gelingen sozialer Prozesse und die erfolgreiche Partizipation an einer vielschichtigen Wissensgesellschaft. Mit zunehmendem Alter gewinnen der Erwerb und die Ausdifferenzierung der Landessprache immer mehr an Bedeutung f r den Bildungserfolg. Der vorliegende Leitfaden zur sprachlichen F rderung am bergang vom Kindergarten in die Grundschule widmet sich der Unterst tzung des Erwerbs der Bildungssprache Deutsch und ist f r alle Kinder unabh ngig von ihrer Erstsprache konzipiert. Vorrangige Zielgruppe f r die Umsetzung sind Sprachf rderkr fte in der Schule. Dar ber hinaus richtet sich der Leitfaden jedoch an alle Lehrerinnen und Lehrer, da Interaktionen, allt gliche Abl ufe, Lernarrangements und Unterricht in allen Gegenst nden grunds tzlich Situationen zur Sprachf rderung darstellen.
4 Alle Beteiligten im System Schule sind in diesen kontinuierlichen Sprachf rderprozess einzubeziehen. Der Schulleitung kommt dabei eine zentrale Rolle zu, um das Bewusstsein f r Sprachf rderung als Querschnittsdimension im Kollegium zu unterst tzen. Der Leitfaden f hrt Gemeinsamkeiten der Lehrpl ne beider Bildungsinstitutionen an und gibt einen Einblick in die Begleitung der Transition vom Kindergarten in die Volksschule. Umfangreich und wissenschaftlich fundiert werden Grundlagen des Spracherwerbs dargestellt. In die Erarbeitung der linguistischen Inhalte wurden namhafte sterreichische Experten Die Ausf hrungen zu wichtigen Aspekten der Sprachf rderung in der Schuleingangsphase, die nun auch das letzte Kindergartenjahr umfasst, sind als Unterst tzung des Unterrichts und des Schulalltags anzusehen. Lehrerinnen und Lehrer werden dabei als Expertinnen und Experten betrachtet, die die Inhalte des Leitfadens mit ihrem didaktisch-methodischen Wissen verbinden und f r den Unterricht bzw.
5 Die Sprachf rderung aufbereiten. Die Initiative des BMBF zur Entwicklung von Modellprojekten zur umfassenden Sprachf rderung am bergang vom Kindergarten in die Volksschule soll dazu beitragen, die geteilte Verantwortung f r die Bildungsbiografie von Kindern zu verdeutlichen und die Kooperation zwischen beiden Institutionen nachhaltig zu sichern. Wir bedanken uns f r die fachliche Expertise aus der Steuergruppe des BMBF, aus dem sterreichischen Sprachenkompetenzzentrum sowie aus den Landesschulr ten und dem Stadtschulrat f r Wien, die im Rahmen einer R ckmeldeschleife in die Entwicklung dieses Leitfadens eingeflossen ist. 1 Wir bedanken uns bei Prof. Hans-J rgen Krumm, Institut f r Germanistik, Fachbereich Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, der Universit t Wien und Prof. Rudolf de Cillia, Institut f r Sprachwissenschaft der Universit t Wien 2 1 Anschlussf higkeit der Curricula von Kindergarten und Volksschule Die Transition vom Kindergarten in die Volksschule stellt eine bedeutsame Entwicklungsaufgabe dar, die blicherweise von jedem Kind gemeistert werden muss.
6 Erleichtert wird dieser Prozess durch aufeinander abgestimmte Lernerfahrungen in beiden Bildungsinstitutionen. Als Basis daf r dienen die p dagogischen Grundhaltungen und das Bildungsverst ndnis der beiden Institutionen die im jeweiligen Curriculum formuliert sind. Bundesl nder bergreifender BildungsRahmenPlan f r elementare Bildungseinrichtungen in sterreich Der bundesl nder bergreifende BildungsRahmenPlan2 sowie das erg nzende Modul f r das letzte Jahr in elementaren Bildungseinrichtungen3 bilden die Grundlage f r die Planung, Durchf hrung und Reflexion des Bildungsgeschehens zum Aufbau und zur Differenzierung von Kompetenzen, die Kinder bis zum Eintritt in die Schule erwerben sollen. Neben Selbst-, Sozial- und Sachkompetenzen tragen gut entwickelte lernmethodische Kompetenzen, die besonders im letzten Kindergartenjahr vertieft werden, zum Gelingen der Transition und zum erfolgreichen Lernen in der Schule bei. Weitere Schwerpunkte in der elementar-p dagogischen Praxis bilden der Erwerb von jenen Basiskompetenzen, die Kinder bei der Aneignung von Kulturtechniken unterst tzen.
7 Im BildungsRahmenPlan ist das Bildungsverst ndnis formuliert, das den sterreichweiten Konsens f r die p dagogische Praxis in elementaren Bildungseinrichtungen darstellt. Der Schwerpunkt liegt in der Skizzierung des Bildes vom Kind als kompetentes Individuum, das als Ko-Konstrukteur seiner Entwicklung handelt. 4 Dabei meint Ko-Konstruktion Prozesse des gemeinsamen Handelns und Denkens von Kindern und Erwachsenen, um sich Wissen zu erschlie en und den Vorg ngen in der Welt Sinn zu Weiters bilden die Ausf hrungen zur p dagogischen Orientierung, zu Bildung und Kompetenzen sowie zu sechs Bildungsbereichen Emotionen und soziale Beziehungen, Ethik und Gesellschaft, Sprache und Kommunikation, Bewegung und Gesundheit, sthetik und Gestaltung sowie Natur und Technik den Rahmen der elementaren Bildung. Diese wird als Prozess der aktiven Auseinandersetzung des Kindes mit sich und seiner Umwelt verstanden und durch kindgem e Lernarrangements unterst tzt.
8 Dazu z hlen qualit tsvolle Bildungsmittel, eine durchdachte Raumgestaltung, dialogische Interaktionen und entwicklungsgem e p dagogische Impulse sowie ausreichend Zeit und Raum f r individuelle Bildungsprozesse der Kinder. P dagoginnen und P dagogen unterst tzen und begleiten die Kinder im Sinne der Ko-Konstruktion bei der Gestaltung ihrer Bildungsbiografie. Diese Begleitung ist gepr gt von der Beachtung der Prinzipien aus dem BildungsRahmenPlan, wie Ganzheitlichkeit und Lernen mit allen Sinnen, Individualisierung und Differenzierung, Diversit t oder Lebensweltorientierung. Das Spiel als 2 Charlotte B hler Institut (CBI, 2009a) 3 CBI (2010) 4 CBI (2009a, S. 1) 5 Fthenakis (2008) 3 bedeutendste und nachhaltigste Form des selbstbestimmten und lustvollen Lernens ist wesentlich f r den Erwerb und die Weiterentwicklung individueller Lehrplan der Volksschule Allgemeine Bildungsziele der Volksschule sind, an der Entwicklung der Anlagen der Jugend nach sittlichen, religi sen und sozialen Werten sowie nach den Werten des Wahren, Guten und Sch nen durch einen ihrer Entwicklungsstufe und ihrem Bildungsweg entsprechenden Unterricht mitzuwirken sowie die Kinder zum selbstt tigen Bildungserwerb zu erziehen 7.
9 Weiters zielt der Lehrplan der Volksschule auf eine grundlegende und ausgewogene Bildung im sozialen, emotionalen, intellektuellen und k rperlichen Pers nlichkeitsbereich 8 ab. Ebenso wie f r die Kindergartenzeit wird auch f r die Schulzeit ein Klima der Wertsch tzung und des Vertrauens f r die Weiterentwicklung von Kompetenzen sowie f r die Beg nstigung des Lernerfolgs angestrebt. Den Lehrpersonen kommt eine wichtige Rolle als Vorbild im sozialen Bereich, als Partnerinnen und Partner in Konfliktsituationen sowie als Lehrende, aber auch (Mit-)Lernende zu. Sie gestalten den Unterricht unter Ber cksichtigung kooperativer Arbeitsformen und besonderer F rderung von Eigeninitiative und Selbstt tigkeit der Sch lerinnen und Sch Methoden und Lernformen beim Schuleintritt orientieren sich an jenen des Kindergartens. Speziell das Spiel als den Kindern vertraute Lernform, Aktivit ten in Kleingruppen, ausreichende Bewegungsm glichkeiten und eine angemessene Raumgestaltung sollen Leistungsdruck und berforderung verhindern.
10 Bereinstimmung von Prinzipien bzw. Grunds tzen in den Curricula In den Curricula von elementaren Bildungseinrichtungen und Volksschule finden sich im Bezug auf p dagogische Grundhaltungen wesentliche Gemeinsamkeiten, wenn auch teilweise unterschiedliche Begrifflichkeiten verwendet werde. In der folgenden Tabelle werden gemeinsame Prinzipien bzw. didaktische Grunds tze gegen bergestellt. BildungsRahmenPlan f r elementare Bildungseinrichtungen (CBI, 2009) Lehrplan der Volksschule (Wolf, 2009) Prinzipien f r Bildungsprozesse Allgemeine didaktische Grunds tze und Bestimmungen Individualisierung, Differenzierung: Kinder werden in ihrer Einzigartigkeit, mit ihrer sozialen und kulturellen Herkunft, ihrem individuellen Lerntempo und ihren Lernpotenzialen wahrgenommen; differenzierte Bildungsangebote Kindgem heit, Individualisierung, Differenzierung: Orientierung an der jeweils individuellen Pers nlichkeit des Kindes, seinen M glichkeiten und Grenzen trotz vereinheitlichender Tendenz des 6 CBI (2009a) 7 Wolf (2009, S.)