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Schutzhandschuhe – aber sicher! - BVH

F r die Produktion von Schutzhandschu-hen sind Chemikalien notwendig. Leder kann beispielsweise nur dann hergestellt werden, wenn es mit Chemikalien gegerbt wurde. Elastomere ben tigen Vulkanisati-onsbeschleuniger, Alterungsschutzstoffe, Farbpigmente etc. Thermoplaste, Vi-nyl (PVC), enthalten Weichmacher. Die Verwendung von Chemikalien in Produk-tionsprozessen oder das ausschlie liche Vorhandensein eines Stoffes in einem Pro-dukt reicht jedoch f r eine Bewertung der Sch dlichkeit nicht aus! Eine Sch digung kann nur dann stattfinden, wenn gewisse Stoffe unter bestimmungsgem er Ver-wendung in ausreichender Menge aus dem Handschuhmaterial freigesetzt und ber die Haut in den K rper aufgenommen werden. Welche Handschuhinhaltsstoffe spielen eine Rolle?

Zwar sollte bei bestehenden Sensibilisie-rungen auf Handschuhinhaltsstoffe auf Produkte ausgewichen werden, die das Allergen nicht enthalten, jedoch hat sich in

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1 F r die Produktion von Schutzhandschu-hen sind Chemikalien notwendig. Leder kann beispielsweise nur dann hergestellt werden, wenn es mit Chemikalien gegerbt wurde. Elastomere ben tigen Vulkanisati-onsbeschleuniger, Alterungsschutzstoffe, Farbpigmente etc. Thermoplaste, Vi-nyl (PVC), enthalten Weichmacher. Die Verwendung von Chemikalien in Produk-tionsprozessen oder das ausschlie liche Vorhandensein eines Stoffes in einem Pro-dukt reicht jedoch f r eine Bewertung der Sch dlichkeit nicht aus! Eine Sch digung kann nur dann stattfinden, wenn gewisse Stoffe unter bestimmungsgem er Ver-wendung in ausreichender Menge aus dem Handschuhmaterial freigesetzt und ber die Haut in den K rper aufgenommen werden. Welche Handschuhinhaltsstoffe spielen eine Rolle?

2 Schutzhandschuhe m ssen f r die Anwen-der entsprechend der Gesetzgebung sicher Handschuhinhaltsstoffe Schutzhandschuhe aber sicher! sein. Experten haben dies als Forderung in der DIN EN 420 ( Schutzhandschuhe All-gemeine Anforderungen und Pr fverfah-ren) pr zisiert. Danach d rfen sich Hand-schuhmaterial, Zersetzungsprodukte, ent-haltene Substanzen, N hte und Kanten und vor allem solche Teile des Hand-schuhs, die in engem Kontakt mit dem An-wender stehen, nicht nachteilig auf die Ge-sundheit und Hygiene des Benutzers aus-wirken. Zudem muss der Hersteller oder sein autorisierter Repr sentant alle im Schutzhandschuhe sollen den Anwender vor definierten Gefahren, wie Chemika-lien oder auch Schnitte, Hitze oder K lte, sch tzen. Leider wird immer wieder kom-muniziert, dass Handschuhe gesundheitssch dliche Stoffe enthalten oder Aller-gien verursachen k nnen.

3 Dies f hrt nat rlich zu Verunsicherungen bei den An-wendern. Der Autor m chte zu einer Versachlichung und Aufkl rung beitragen. PRAXIS2 Sicherheitsingenieur 12/2009 Abb. 1: Wer fters und l nger In feuchtem Milieu arbeitet, sollte sollte fl ssigkeitsdichte Handschuhe tragen. Allergien, die durch Gummihandschuhe hervorgerufen werden, sind aber heutzutage relativ selten. Handschuh enthaltenen Substanzen ange-ben, die bekannt sind, Allergien zu ver-ursachen. Eine Liste der im Handschuh enthaltenen Substanzen oder eine Liste der Materialien f r die Herstellung des Hand-schuhs muss laut DIN EN 420, Punkt auf Nachfrage zur Verf gung stehen. Kann der Hersteller keine Angaben zu derartigen Inhaltsstoffen treffen k nnen, sollte der Handschuh nicht zum Einsatz kommen! Handschuhinhaltsstoffe in Elastomeren Die TRGS 401 verweist auf die Problema-tik des erh hten Allergierisikos bei An-wendung von Gummihandschuhen.

4 Als Allergene werden Akzeleratoren (Thiu-rame, Benzothiazole, Dithiocarbamate etc.) und Naturlatex angegeben. Tats chlich k nnen gewisse Zusatzstoffe in Handschuhen Allergien hervorrufen. Da-zu z hlen neben gewissen Naturlatexpro-teinen die in Tab. 1 aufgef hrten Substan-zen. Handschuhe aus Naturlatex k nnen unter bestimmten Voraussetzungen Allergien hervorrufen. Nur wenige Lat-exproteine (wasserl sliche) wirken sensi-bilisierend. Weiterhin ist eine dermale Aufnahme von Naturlatexproteinen nur dann m glich, wenn die Hautbarriere gesch digt ist. Das gro e Latexprotein-Molek l kann die intakte Hautbarriere nicht passieren. Latexproteine gelangen berwiegend ber die Atemwege in den K rper, z. B. bei der Verwendung gepuderter Latexhandschu-he, bei denen das Allergen an den Puder gebunden ist.

5 In der TRGS 401 Gef hr-dung durch Hautkontakt wird daher der Proteingehalt auf 30 g/g Handschuh be-grenzt. Eine Sensibilisierung gegen ber Latexpro-tein ist heute aufgrund der Bem hungen seitens der Unfallversicherungstr ger, aber auch der Hersteller von Schutzhandschu-hen, die entsprechend reagiert haben, ver-gleichsweise selten. Abb. 3 zeigt die h u-figsten Ausl ser von Hauterkrankungen im beruflichen Bereich mit Naturkaut-schuk in einer H ufigkeit von nur 2,8% der best tigten F lle. Ungepuderte Latexhandschuhe mit einem niedrigen Proteingehalt stellen nach Ex-pertenmeinung bei hautgesunden Anwen-dern kein Problem mehr dar! Personen, bei denen bereits eine Sensibilisierung gegen- ber Naturlatexproteinen besteht, sollten auf andere Handschuhmaterialien, Nitril, zur ckgreifen.

6 Abzulehnen sind Handschuhe aus Naturlatex, die die ge-setzlichen Vorgaben nicht erf llen. Bereits sensibilisierte Personen sollten auf Natur-latexhandschuhe verzichten. Noch viel seltener sind Unvertr glichkei-ten auf Akzeleratoren (Abb. 2), wobei sich die Zahlen nicht nur auf Handschuhe, sondern auch auf andere Gummiproduk-te, Schl uche und Reifen beziehen. Das bedeutet: Unvertr glichkeiten k nnen auftreten, sind aber selten. Abb. 2: In w ssriger Umgebung d rfen keine Lederhandschuhe getragen werden, da diese Feuchtigkeit aufnehmen. Fotos: Wolfgang Bellwinkel/Ostkreuz/HVB/DGUV PRAXISFoto: Wolfgang Bellwinkel/Ostkreuz/DGUV 3 Sicherheitsingenieur 12/2009 Zwar sollte bei bestehenden Sensibilisie-rungen auf Handschuhinhaltsstoffe auf Produkte ausgewichen werden, die das Allergen nicht enthalten, jedoch hat sich in der Praxis schon oft gezeigt, dass selbst bei bestehender Sensibilisierung ( auf Dithiocarbamate) qualitativ hochwertige Handschuhe, die diesen Stoff als Akzelera-tornutzen, gut vertragen werden, da er in gebundener Form vorliegt und nicht he-rausgel st werden kann.

7 Schutzhandschuhe aus Vinyl Bekannt ist die Problematik der L slichkeit von Weichmachern aus dem Thermoplast Vinyl (PVC). Ein Vinylhandschuh enth lt bis zu 55% Weichmacher, da diese erst die notwendige Dehnbarkeit, Weichheit und Biegsamkeit des Materials erm glichen. Oft werden dazu toxische Phthalate eingesetzt. Sie k nnen bis zu 35% im Handschuh ent-halten sein! Weichmacher k nnen leicht, durch Fette oder L sungsmittel, aus dem Hand-schuhmaterial herausgel st werden. Der Handschuh reagiert mit einer Materialver-h rtung und drastisch verringerter me-chanischer Belastbarkeit als Resultat einer Degradation. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Schutzhandschuh rei t, ist hoch. Im Lebensmittelbereich wird von dem Umgang mit Vinylhandschuhen abge-raten, sofern der Hersteller keine anderen Angaben trifft.

8 Denn: werden sie beim Umgang mit fetthaltigen Lebensmitteln getragen, so k nnen sich die Weichmacher in den Lebensmitteln anreichern und ber die Nahrung in den K rper gelangen. We-gen ihrer teilweise hohen Toxizit t k nnen sie damit eine latente Gesundheitsgefahr darstellen. Dieses ist ein Beispiel daf r, dass Schutz-handschuhe generell nur in geeigneter Umgebung eingesetzt werden d rfen. Schutzhandschuhe aus Leder Lederhandschuhe sind in der Arbeitswelt nicht wegzudenken. Leder ist atmungs-aktiv und hat durch sein dreidimensiona-les Fasergeflecht eine gro e innere Ober-fl che, so dass relativ gro e Mengen an Abb. 3: H ufige Ausl ser von Haut-erkrankungen im beruflichen Bereich Abb. 4: Gummiinhalts-stoffe als Ausl ser von Hauterkrankungen im beruflichen BereichPRAXIS4 Sicherheitsingenieur 12/2009 Feuchtigkeit aufgenommen werden k n-nen.

9 Trotz vieler weiterer Vorteile dieses Naturproduktes kommen immer wieder Diskussionen zum Einsatz chromgegerb-ter Handschuhe auf haupts chlich we-gen einer m glichen Toxizit t des Gerb-stoffs Chrom. Daneben wird ber Aller-gien berichtet, die mit Chrom-(VI) in Zu-sammenhang stehen sollen. Chromsalze sind abh ngig von ihrer Wer-tigkeitsstufe in unterschiedlichem Ma e toxisch. So ist die Toxizit t von Chrom-(III)-Salzen vergleichbar mit herk mm-lichem Speisesalz. Chrom-(VI)- Verbin-dungen wirken jedoch in hohem Ma e to-xisch und k nnen nach Sensibilisierung auch schwerwiegende Allergien hervor-rufen. Gerbwirksam ist nur Chrom-(III). Chrom-(III) und Chrom-(VI) stehen in einem chemischen Gleichgewicht, das in hohem Ma e abh ngig ist vom pH-Wert.

10 Im alkalischen Medium liegt k nnen sich in sehr geringen Konzentrationen Chrom-(VI)-Ionen bilden, welche im neutralen bis sauren Bereich wieder in die Wertigkeitsstufe III bergehen. Es ist denkbar, dass ein mit Chrom-(III)-Salzen gegerbter Handschuh bei Kontakt mit al-kalischen L sungen Chrom-(VI)-Ionen bildet vorausgesetzt, es liegen ber-sch ssige, nicht gebundene Chrom-(III)-Ionen im Leder vor. Lederhandschuhe sind f r den Einsatz in berwiegend nassen Bereichen ( Bau-industrie Verarbeitung von Zement) nicht geeignet. Dies ist auch vom Herstel-ler nicht vorgesehen. Wird in w ssriger Umgebung ein Lederhandschuh getragen, so wird das falsche Produkt verwendet. Abhilfe k nnten hier ggf. hydrophobierte Lederhandschuhe schaffen.


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