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Zuwanderung nach Deutschland von 1945 bis heute - Malteser

Zuwanderung nach Deutschland von 1945 bis heute8 9 Zuwanderung nach Deutschland von 1945 bis heuteProf. Dr. Lars P. Feld, Dr. Annabelle Doerr, Patrick Hirsch, Christoph Sajons, , Freiburg Gesamtbev lkerung (vgl. Abbildung 2). Zur Gruppe der Menschen mit Migrationshinter-grund z hlen alle Personen mit eigener Migrati-onserfahrung sowie deren direkte folgenden Kapitel wird die Geschichte Deutsch-lands als Einwanderungsland seit 1945 dargestellt. Anschlie end wird auf die aktuelle asylbedingte Zuwanderung seit 2015 Statistisches Bundesamt (2016). Bev lkerung und Erwerbst tigkeit. Bev lkerung mit Migrations-hintergrund Ergebnisse des Mikrozensus 2015, Wiesbaden, S. 4. Deutschland ist ein Einwanderungsland. Diese Tatsache hat sich nicht aus politischen Vorgaben der j ngeren Geschichte ergeben, sondern ist be-reits seit Jahrhunderten fester Bestandteil der Bev lkerungsentwicklung dieses Landes. Dabei sind die Beispiele f r Zuwanderung nach Deutschland ebenso zahlreich wie unterschied-lich von der Immigration der franz sischen Hugenotten, die im 17.

6 Göktürk, Deniz; Gramling, David; Kaes, Anton (2007). Germany in Transit. Nation and Migration 1955–2005, Berkeley et al., S. 23–25. 7 Herbert (2014). S. 989f. „Deutsche Migration“ der Aussiedler und Spätaussiedler Als Aussiedler oder ab dem Jahr 1993 amtlich als Spätaussiedler werden in Osteuropa lebende

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1 Zuwanderung nach Deutschland von 1945 bis heute8 9 Zuwanderung nach Deutschland von 1945 bis heuteProf. Dr. Lars P. Feld, Dr. Annabelle Doerr, Patrick Hirsch, Christoph Sajons, , Freiburg Gesamtbev lkerung (vgl. Abbildung 2). Zur Gruppe der Menschen mit Migrationshinter-grund z hlen alle Personen mit eigener Migrati-onserfahrung sowie deren direkte folgenden Kapitel wird die Geschichte Deutsch-lands als Einwanderungsland seit 1945 dargestellt. Anschlie end wird auf die aktuelle asylbedingte Zuwanderung seit 2015 Statistisches Bundesamt (2016). Bev lkerung und Erwerbst tigkeit. Bev lkerung mit Migrations-hintergrund Ergebnisse des Mikrozensus 2015, Wiesbaden, S. 4. Deutschland ist ein Einwanderungsland. Diese Tatsache hat sich nicht aus politischen Vorgaben der j ngeren Geschichte ergeben, sondern ist be-reits seit Jahrhunderten fester Bestandteil der Bev lkerungsentwicklung dieses Landes. Dabei sind die Beispiele f r Zuwanderung nach Deutschland ebenso zahlreich wie unterschied-lich von der Immigration der franz sischen Hugenotten, die im 17.

2 Jahrhundert vor religi -ser Verfolgung flohen, ber die Arbeitsimmigra-tion vor allem aus S d- und Osteuropa w hrend der Industrialisierung im 19. Jahrhundert bis zur Zuwanderung der sogenannten Gastarbeiter w hrend des Wirtschaftswunders. Ende der 1980er-Jahre und nach dem Mauerfall kam es zu einer weiteren Episode der Zuwanderung nach Deutschland , die vor allem durch Asylbewerber aus Ost- und S dosteuropa gekennzeichnet war. Diese fl chteten in gro en Zahlen aus den Kri-sengebieten des Jugoslawienkrieges. In der Zeit danach sanken die Zuwanderungszahlen nach Deutschland aufgrund eines versch rften Asyl-rechts und erreichten im Jahr 2008 einen Tief-stand. Im Rahmen des EU-Freiz gigkeitsabkom-mens stiegen die Zuwanderungszahlen seither wieder an. Dieser Trend wird seit dem Jahr 2014 durch die Fluchtmigration aus den Krisengebie-ten in Syrien und dem Irak verst rkt. Insgesamt sind seit Beginn der systematischen Erfassung der Wanderungszahlen im Jahr 1950 im Saldo deutlich mehr Menschen nach Deutschland zu-gezogen als ausgewandert (vgl.)

3 Abbildung 1). Deutschland musste also mit mehreren Ein-wanderungswellen unterschiedlichen Charak-ters umgehen. Alleine im Jahr 2015 sind mehr als 2,1 Millionen Menschen zugezogen. Dies ist der h chste Wert seit der Gr ndung der Bundesre-publik. Damit lebten in diesem Jahr mehr als 17,1 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland . Dies entspricht rund 21 Prozent Deutschland ist seit Mitte der 1950er- Jahre ein Zuwanderung NACH Deutschland VON 1945 BIS HEUTEZUWANDERUNG NACH Deutschland VON 1945 BIS HEUTEM alteser Migrationsbericht 201717,1 MioMENSCHEN IN Deutschland HABEN EINEN MIGRATIONSHINTERGRUND. DAS ENTSPRICHT 21 PROZENT DER GESAMTEN BEV LKERUNG. 16,7 %DER PERSONEN MIT MIGRATIONSHINTER GRUND STAMMEN AUS DER T RKEI UND BILDEN DAMIT DIE GR SSTE ZUWANDERUNGS GRUPPE, VOR POLEN MIT 9,9 PROZENT UND RUSSLAND MIT 7,1 1: Zuz ge, Fortz ge und Wanderungssaldo (in Millionen) f r Deutschland von 1950 bis 201511,5 MioMENSCHEN, ALSO 14,1 PROZENT DER GE SAMTEN BEV LKERUNG, HABEN EINE EIGENE MIGRATIONSERFAHRUNG.

4 11 Zuwanderung NACH Deutschland VON 1945 BIS HEUTEZUWANDERUNG NACH Deutschland VON 1945 BIS HEUTEF ortz geZuz geWanderungssaldoQuelle: Statistisches Bundesamt, : Gesamtbev lkerung: Menschen. Quelle: Mikrozensus des Statistischen Bundesamts, 2: Bev lkerung (in Tausend) mit und ohne Migrationshintergrund im Jahr 2015 Ohne Migrationshintergrund Deutsche mit eigener Migrationserfahrung Deutsche ohne eigene Migrationserfahrung Ausl nder mit eigener Migrationserfahrung Ausl nder ohne eigene dies einen sp rbaren Verlust an gut qualifizierten, jungen Arbeitskr von Gastarbeitern (1955 bis 1975)Nach dem Ende der Mangelwirtschaft der unmit-telbaren Nachkriegszeit stieg das Wirtschafts-wachstum ab Mitte der 1950er-Jahre deutlich an, und die Anzahl der Arbeitslosen sank. Die explodierende Nachfrage nach Arbeitskr ften konnte allein mit den Zuwanderern aus den ehe-mals deutschen Ostgebieten nicht mehr gedeckt werden. Deshalb schloss die Bundesrepublik eine Reihe von Abkommen zur Anwerbung soge-nannter Gastarbeiter ab.

5 Das erste Abkommen wurde im Jahr 1955 mit Italien geschlossen. Es folgten Abkommen mit Spanien (1960), Griechen-land, der T rkei (1961), Marokko (1963), Portugal (1964), Tunesien (1965) und Jugoslawien (1968). Bis 1960 blieb der Zuzug mit insgesamt ca. Arbeitern jedoch relativ gering. Nachdem der Bau der Berliner Mauer die Binnenmigration ab-rupt beendete, kam es zu einem starken Anstieg der Anzahl der Gastarbeiter, sodass Ende 1964 bereits 1,2 Millionen Ausl nder in Westdeutsch-land lebten, was 2,1 Prozent der Gesamtbev lke-rung entsprach. Die gr ten Gruppen bildeten dabei die Italiener, die Griechen und die Spanier mit Zuz gen von ber Gastarbeitern im Jahr 1964 (vgl. Abbildung 3). Als im Jahr 1973 die Anwerbung von Gastarbeitern im Zuge des l-preisschocks eingestellt wurde, lebten ca. vier Millionen Ausl nder in Deutschland . Diese An-zahl stieg Ende der 1970er Jahre mit dem einset-zenden Familiennachzug weiter an. Gleichzeitig2 Herbert, Ulrich (2014).

6 Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, M nchen, S. 623 und 677 aus den ehe-maligen deutschen Ostgebieten und der DDR (1945 bis etwa 1960) Ein besonderes Kapitel der Migrationsgeschichte Deutschlands stellen Flucht und Vertreibung von Deutschen aus Mittel- und Osteuropa dar. Bis zum Jahr 1950 waren aus den ehemals deutschen Ostgebieten, aus Polen, der UdSSR, Ungarn, Ru-m nien, Jugoslawien und der Tschechoslowakei ca. 11,9 Millionen Personen nach Deutschland eingewandert, davon 7,9 Millionen in die Bun-desrepublik und vier Millionen Menschen in die DDR. Diese Herausforderung wurde zus tzlich versch rft durch die Tatsache, dass das vom Krieg zerst rte Deutschland elementare Proble-me wie eine gravierende Wohnungsnot, Hunger und einen Mangel an lebenswichtigen G tern zu bew ltigen hatte. Die hohe Anzahl der Fl chtlinge und Vertriebe-nen wurde von einem Gro teil der eingesessenen Bev lkerung als Belastung empfunden. Neben den existenziellen wirtschaftlichen N ten, die sich mit der W hrungsreform 1948 und dem dar-auf folgenden Aufschwung besserten, wurden nicht zuletzt kulturelle Unterschiede wie Dialekt oder Konfession problematisiert und f hrten zu Konflikten im Alltag.

7 Dass diese Einwanderung heute r ckblickend als Erfolgsgeschichte bewer-tet wird, liegt daran, dass das Arbeitskr ftepoten-zial der Heimatvertriebenen unmittelbar f r den Wiederaufbau zur Verf gung stand, waren sie doch einerseits gleichwertig zur einheimi-schen Bev lkerung qualifiziert und andererseits flexibel, aufstiegswillig und leistungsbereit. Den-noch war die Flucht f r die meisten Betroffenen vor bergehend mit einem massiven sozialen Ab-stieg verbunden. Eigenschaften wie eine hohe Flexibilit t und Leis-tungsbereitschaft brachten in besonderem Ma e auch die etwa 2,7 Millionen Binnenfl chtlinge mit, die bis zum Mauerbau 1961 aus der DDR in die Bundesrepublik bersiedelten. F r die DDR Geschichte Deutschlands als Einwanderungsland12 Malteser Migrationsbericht 2017 Zuwanderung NACH Deutschland VON 1945 BIS HEUTEDie Anwerbung von Gastarbeitern war sowohl f r die Entsendel nder als auch f r Deutsch-land wirtschaftlich die Anzahl der ausl ndischen Erwerbst -tigen auf etwa 2,1 Millionen im Jahr die deutschen Unternehmen Arbeitskr fte f r niedrig qualifizierte Jobs in der industriellen Pro-duktion suchten, wanderten mit den Anwerbeab-kommen haupts chlich ungelernte Arbeiter nach Rund 90 Prozent der Gastarbeiter waren in der Industrie t tig und erhielten durch ihre meist an- und ungelernten T tigkeiten rela-tiv niedrige L hne.

8 Zugleich war f r die meisten von ihnen der Anreiz hoch, besonders schwere T tigkeiten und berstunden zu akzeptieren, denn wie der deutsche Staat gingen sie von einem zeitlich begrenzten Aufenthalt in Deutschland 3 M nz, Rainer; Ulrich, Ralf (2000). Die ethische und demographische Struktur von Ausl ndern und Zuwanderern in Deutschland , in: Alba, Richard; Schmidt, Peter; Wasmer, Martina (Hg.). Deutsche und Ausl nder: Freunde, Fremde oder Feinde? Empirische Befunde und theoretische Erkl rungen, Blickpunkt Gesellschaft 5, Wiesbaden, S. 11 M nz, Rainer; Ulrich, Ralf (2000).aus. Dementsprechend orientierten sie sich am Lebensstandard und am Preisniveau ihres Hei-matlandes. Im Vergleich dazu war das in Deutsch-land erwirtschaftete Geld die Grundlage f r die Verbesserung ihrer dortigen sozialen Diese Politik wurde von beiden Seiten als vorteil-haft angesehen. F r die deutsche Wirtschaft stand die d mpfende Wirkung auf die Lohn- und Preisentwicklung sowie die Verhinderung eines Arbeitskr ftemangels im Vordergrund.

9 Gleich-zeitig konnten die Entsendel nder ihre Arbeits-losenzahlen senken und die Qualifikation ihrer Erwerbs bev lkerung verbessern. Der Anwerbestopp von 1973 stellte die Gastar-beiter vor die Entscheidung, entweder in ihr Heimatland zur ckzukehren oder dauerhaft in Deutschland zu bleiben und ihre Familien nach-zuholen. Die Anzahl der Menschen, die durch 5 Herbert (2014). S. 788 und griechische Gastarbeiter der ersten Stunde 13 den Familiennachzug in den 1970er-Jahren nach Westdeutschland kamen, lag nur wenig unter der Anzahl der R ckkehrer. Auf den hohen Fa-miliennachzug war die Politik nicht eingestellt und den Herausforderungen, die dieser f r das Bildungssystem und den Kulturtransfer mit sich brachte, nicht gewachsen. Das zentrale Problem einer dauerhaften Zuwanderung dieser Art war die schleppende Entwicklung bei der beruflichen Ausbildung und dem Erlernen der deutschen Im Jahr 1984 betrug der Anteil der an- oder ungelernten Arbeiter in dieser Bev lke-rungsgruppe noch immer 70 Prozent.

10 Durch eine Politik der Integration auf Zeit wurde die sozi-ale und gesellschaftliche Eingliederung nicht ak-tiv gef rdert. Stattdessen war es z. B. eines der Ziele im Schulsystem, den Kontakt der Kinder zur Heimatkultur zu bewahren, um ihnen eine sp tere R ckkehr G kt rk, Deniz; Gramling, david ; Kaes, Anton (2007). Germany in Transit. Nation and Migration 1955 2005, Berkeley et al., S. 23 Herbert (2014). S. 989f. Deutsche Migration der Aussiedler und Sp taussiedlerAls Aussiedler oder ab dem Jahr 1993 amtlich als Sp taussiedler werden in Osteuropa lebende Deutsche oder deutschst mmige Minderheiten bezeichnet. Im Rahmen der Ostvertr ge, die in den Jahren 1970 bis 1973 geschlossen wurden, wurde die Ausreisefreiheit der oftmals benach-teiligten Minderheiten vereinbart. Bis Ende der 1980er-Jahre kamen rund 1,5 Millionen Aussied-ler in die Bundesrepublik, zwischen 1988 und 1998 waren es ca. 2,5 Millionen Menschen, davon allein rund im Jahr der deutschen Wie-dervereinigung.


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