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5. Anrede : Duzen & Siezen - schriftdeutsch.de

#du (Abschnitt 5)1 Anredepronomen: Duzen & Siezena) Konventioneller Gebrauch:Der alte Duden empfiehlt unterR71:DasAnredepronomen in Briefen wird gro Regel gilt f r alle F rw rter der 2. Person inSingular undPlural und allenF llen, alsoDu, Dich, Dir, Ihr, Euch, und ihrePossessivadjektive ('besitzanzeigenden Eigen-schaftsw rter', alsoDein, Deine, Euer, Eure). Der Duden sagt:Liebe Silke,ich hoffe, da es Dir und Euch allen gutgeht und da Du Deine Ferien an der Seeangenehm verlebst ..Dasselbe gilt auch in feierlichen Aufrufen und Erlassen, Grabinschriften, Wid-mungen, Mitteilungen des Lehrers an einen Sch ler unter Schularbeiten, auf Fra-gebogen, bei schriftlichen Pr fungsaufgaben usw.[..]Bei der Wiedergabe von Reden, Dialogen u.., in Protokollen, Prospekten, Lehrb -chern u.. wird jedoch klein Freunde! Ich habe euch heute zusammengerufen .. Lies die S tze langsamvor. Wo machst du eine Pause?

www.schriftdeutsch.de/ ortr-gro.htm#du (Abschnitt 5) 4 von 4 Duzen.pdf HJM Entscheidend für Kommunikation ist bekanntlich nicht, …

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1 #du (Abschnitt 5)1 Anredepronomen: Duzen & Siezena) Konventioneller Gebrauch:Der alte Duden empfiehlt unterR71:DasAnredepronomen in Briefen wird gro Regel gilt f r alle F rw rter der 2. Person inSingular undPlural und allenF llen, alsoDu, Dich, Dir, Ihr, Euch, und ihrePossessivadjektive ('besitzanzeigenden Eigen-schaftsw rter', alsoDein, Deine, Euer, Eure). Der Duden sagt:Liebe Silke,ich hoffe, da es Dir und Euch allen gutgeht und da Du Deine Ferien an der Seeangenehm verlebst ..Dasselbe gilt auch in feierlichen Aufrufen und Erlassen, Grabinschriften, Wid-mungen, Mitteilungen des Lehrers an einen Sch ler unter Schularbeiten, auf Fra-gebogen, bei schriftlichen Pr fungsaufgaben usw.[..]Bei der Wiedergabe von Reden, Dialogen u.., in Protokollen, Prospekten, Lehrb -chern u.. wird jedoch klein Freunde! Ich habe euch heute zusammengerufen .. Lies die S tze langsamvor. Wo machst du eine Pause?

2 Welchen Grund hat diese Bestimmung was unterscheidet Briefe, Aufrufe, Erlasse, Grabinschrif-ten, Widmungen Reden, Protokollen, Lehrb chern Nat rlichh ngtdieSchreibungeines Wortes nicht von der Textsorte ab dieAussage,bei Hofe sei ein Hofknicks angemessen,meint schlie lich auch nicht den Ort, sondernbestimmte adelige Pers nlichkeiten. DieAuswahldieser Textsortenist alsonur das Ergebnis (die Konkretisierung) einer zugrundeliegenden Regel,die zwei verschiedene Bedeutungen beschreibt und die der alte Duden leider nicht explizit nennt:Offensichtlich geltendie gro geschriebenen vertraulichen Anredepronomen (Du, Dich, Dir,Dein etc.) f r diedirekteschriftliche Ansprache demSchreiberpers nlich bekannter Personen,klein geschriebene (du, dich, dir, dein etc.) hingegen f r die schriftlicheWiedergabe m ndlicherAnrede Dritter (Zitate in Reden, Dialogen etc.) und f r dieunpers nliche schriftlicheAnsprache einesunbekannten der jahrzehntelangen Praxis wurde und wird allerdings auch in Zitaten meist die Gro schrei-bung ("Du" etc.)

3 Verwendet, offenbar umden pers nlichen Charakter der Anrede auch durch hrend also der nat rliche Trend zur Gro schreibung der Anredepronomen und-adjektive ging und geht, trat die Kleinschreibung indirekterpers nlicher Anrede (die dann eigent-lich keine mehr ist) eher selten und dann meist als Folge einer Rechtschreibschw che auf; erstneuerdings ist eine vors tzliche Kleinschreibung und damit Herabw rdigung des Lesers als Aus-druck von Mitl ufertum mit der "Rechtschreibreform"zu Trend geht zumgro geschriebenen Anredef rwort:"La es Dir schmecken" und" rgere Dich nicht!"b)SprachlicherHintergrund:Die genannte Regel bzw. Praxis basiert auf der Tatsache, da es imDeutschen sowohl in der in der 3. PersonPersonalpronomen der pers nlichen Anrede gibt,deren Bedeutung nicht durch ihre Lautung, sondern durch ihre Schreibung und den situativen Kon-text zumAusdruck gebracht wird. Angegeben sind in der folgenden Tabelle jeweils die Grundform(Nominativ), die direkte und indirekteObjekt-Form(Akkusativ undDativ), dasreflexive (r ckbez g-liche)Pronomen, sofern es sich von derDativ-Formunterscheidet, und diepossessive bzw.

4 Be-sitzanzeigende Form(Genitiv). Die pers nlichen Formen sindblau #du (Abschnitt 5)2 , dich, dir, deinihr, euch, euch, euer (eure)2. PersonDu, Dich, Dir, Dein(e)Ihr, Euch, Euch, Euer (Eure)er, ihn, ihm, sich, seinsie, sie, ihr, sich, ihres, es, ihm, sich, seinman, einen, einem, sich, seinsie, sie, ihnen, sich, ihr(e)3. Person[Er, Ihn, Ihm,sich, Sein(e),Sie, Ihr,sich, Ihr(e)*]Sie, Sie, Ihnen,sich, Ihr(e)Bemerkenswert ist zun chst, da die Anrede auch in derdritten Person erfolgen kann, obwohlman doch in dieser eigentlich nur ber eine oder mehrere Personen spricht,nicht mit ihr oder ih-nen ("Gleich servierter / servierensie das Essen"). Noch auff lliger ist, da ausgerechnet dieSin-gular-Formen der Anrede der dritten Person ("Johann, serviereEr den ersten Gang!" oder: "Minna,serviereSie den ersten Gang!") heute nicht mehr gebr uchlich sind, so da heuteeine Personebenso wiemehrere imPlural gesiezt werden ("ServierenSie den ersten Gang!)

5 "), was die Distanzim Falle nur eines Adressaten noch erh zwischen der2. und3. Person besteht, wie jeder ge bte Schreiber wei , nichtzwischenunh flicher undh flicher Anrede , sondernzwischenvertrauter unddistanzierter schlie lich sind wir unseren Kindern und Freunden gegen ber nicht unh flich, sondern zollen unsnahestehenden wie auch weniger vertrauten Menschen gleicherma en Respekt und schreibendaher inbeiden F llen das Anredef rwort gro : "Du" und "Sie", "Dich" und "Sie", "Dir" und "Ihnen"und "Dein" und "Ihr" bzw. "Ihre"; nur dasreflexive "sich"wird aus Tradition weiter klein die 2. und 3. Person hingegen klein geschrieben, so ndert sich jeweils ihre Bedeutung: Inder 2. Person ("du") wendet sich der Schreiber so an ( brigens mehrere) pers nlich unbekannte (an-onyme, indefinite) Adressaten,in der 3. Person Plural ("sie") schreibt er ber andere, dritte anonyme Bedeutung des kleinendu verdeutlicht etwa das folgende authentische Beispiel,das der Autor in einer S-Bahn zumFlughafen D sseldorf aufschnappen konnte: Eine Rucksack-Touristin erz hlte einemBekannten von ihrer letzten Skandinavien-Reise und einer bitterkaltenNacht imThermoschlafsack und sagte dann: "Und als wir dann umf nf Uhr aufgestanden sind,konntest du amHorizont erst so einen hellen Streifen sehen und dann einen phantastischen Son-nenaufgang.

6 " Der Bekannte, der das h rte, war nat rlich nicht mit auf dieser Reise gewesen, erwar also mit demdu keineswegs pers nlich gemeint; die Erz hlerin h tte dasdu ebensogut durcheinman (und die 3. Person des Verbs) ersetzen k nnen. Dieses unpers nlichedu w rde manauch in einem Brief klein schreiben!DerUnterschied zwischen derGro - undKleinschreibung derPersonalpronomen und-adjektive in der 2. und 3. Person besteht also jeweils zwischen einempers nlichen undunpers n-lichen(manche sagen: definiten und indefinitenbzw. anonymen) Bezug zu den Adressaten. Erh ngt nicht direkt von der Textsorte ab, wie die Formulierung der zitierten Duden-RegelnaivenLesernvielleicht nahelegt, vielmehr ist die Textsorte jeweils nur Ausdruck des folgende Tabelle verdeutlicht noch einmal die komplexen Funktionen bzw. Bedeutungen derdeutschen Anrede -Pronomen; sie nennt nur die Grundformen f r eine und mehrere Personen: Dasdu ist das vertrauliche Gegenst ck zumman, so wie dasDu das vertraute Pendant zumSie (vomManne= Mensch abgeleitete)man-Formscheint allerdings etwas aus diesemSche-ma zu fallen: Einerseits ist sie kein klein geschriebenesSie, sondern eine eigenst ndige wird sie als distanzierte Formder 3.

7 Person (die ja in derselben Schreibung auchau erhalb von Anreden Verwendung findet) in so hohemMa e als unpers nlich empfunden, da man stattman in Bedienungsanleitungen, Kochb chern ("Man nehme ..") etc. h ufig das eigent-lich pers nliche und daher weiter gro geschriebene Sie nlich/indefinit /anonymvertraulichDu Ihrdu ihrdistanziertSie Sieman man* #du (Abschnitt 5)3 )Staatliche Vorschriften:Nach 1996 sollten die Duz-Formen pl tzlich alle klein geschrieben werden alle: DiePersonalpronomen der 2. PersonSingular wiePlural(Du, Dein, Dir, Dich; Ihr, Euer,Euch) sollen als solche alle klein geschrieben werden, ganz gleich, ob die Anredeanonymoder pers nlich erfolgt. Stehen sie nach einerPr position ("auf du und du"), ist jetzt gro zu schreiben: "auf Du und Du". Folgen sie hingegen einemArtikel, soll beides m glich sein: die Deinen & die Deinigen ,weil sie nach einemArtikel stehen, und die deinen & die deinigen , obwohl sie nach ei-nem Artikel stehen.

8 Schlie lich bleibt auch die alte Obrigkeit vomkleinen Anredepronomen verschont. In 65,E1 hei t es: "Gro schreibung gilt auch f r ltere Anredeformen wie:Habt Ihr es Euch ber-legt, F rst von Gallenstein? Johann, f hre Er die G ste herein.", undE2 erg nzt: "In Anre-den wieSeine Majest t, Eure Exzellenz, Eure Magnifizenz schreibt man das Pronomenebenfalls gro ." F r Personen, die ber demeinfachen Volk stehen, gelten also weiterhinSondervorschriften, und selbst ihre Diener erfahren mit demgro geschriebenenEr nochmehr Ehrung als der "P bel" ..Diese Regelungenverraten nicht nur ein mittelalterliches Gesellschaftsbild, siezeigen auch, da die "Reformer" die tats chliche Bedeutung der Anredepronomen berhaupt nicht verstanden ha-ben und ihre eigene Muttersprache nicht die Duden-Redaktionauf ihrerInternet-Pr senz bezeichnenderweiseunter der falschen berschrift "DieH flichkeitsgro schreibung"schreibt,erzeugt den Eindruck, sie falle auf ihre eigene laienhafte Regel herein:Bei Pronomen, die f r Personen stehen, welche man duzt (= 2.)

9 Person Ein-zahl und Mehrzahl), musste man bisher unterscheiden: In Briefen undbrief hnlichen Texten schrieb man gro , sonst klein. Damit war zum eineneine erhebliche Unsicherheitszone geschaffen. Geh ren beispielsweise An-weisungen in Schulb chern zu den brief hnlichen Texten oder nicht? Zumandern ist die Gro schreibung gar nicht angemessen: Duzt man jemanden, sobesteht kein Anlass, durch Gro schreibung besondere Ehrerbietung zu be-zeugen. Neu schreibt man daher nur noch klein: [..]d)FazitUmbestimmte Textsorten (Briefe, Erlasse etc., also formale Kriterien) oder "besondere Ehrerbie-tung" geht es, wie gesehen, berhaupt nicht, sondern umpers nliche, definite Anrede imGegen-satz zurunpers nlichen,indefiniten also um dieBedeutung desPronomens. DieAussage des Dudens, einemDuz-Freund gegen ber sei keine "besondere Ehrerbietung zu be-zeugen", bedeutet imUmkehrschlu , ein Siez-Partner verdiene eine solche "besondere Ehrerbie-tung" durchaus.

10 Welch ein Menschenbild offenbart sich da? WennEhrerbietung berhaupt derrichtige Begriff ist, dann als die ganznormale Ehrerbietung, mit der h fliche Menschen einanderpers nlich anschreiben unabh ngig von einer vertraulichen oder distanzierten Form!Aus linguistischer Sicht ist folglich schon die Formulierung falsch, dasDu,Dein etc. sei klein zuschreiben: Das pers nlicheDu kann, wie gesehen, in Wahrheit schriftlich gar nicht anders, n mlichin Kleinschreibung wiedergegeben werden da es nur auf der schriftlichen (nicht lautlichen oderkontextuellen) Ausdrucksebene existiert und wahrgenommen wird, w rde es durch Kleinschrei-bung v llig verschwinden, denn ein klein geschriebenes "du" mit anderer (unpers nlicher ,anonymer) Bedeutung gibt es ja schon! Die "Reform" versucht also nichts anderes, alsdas pers nlicheDu aus der deutschen Schriftsprache zu eliminieren, es zu verbieten.