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1. Was ist „Gender“?

1. Was ist gender ? gender hat sich als Fachbegriff f r Geschlecht auch im deutschsprachigenRaum etabliert. F r die bernahme des englischen Wortes spricht, dass imDeutschen mit dem Begriff Geschlecht von den meisten Menschen vor allem dasbiologische Geschlecht assoziiert wird, also das, was im Englischen als sex bezeichnet wird. Mit dem deutschen Wort Geschlecht ist also bislang das Risikoverbunden, die Bedeutung von Geschlecht als ein historisch ver nderbares,soziales und kulturelles Verh ltnis aus dem Blick zu verlieren. Gegenw rtigeForschung geht davon aus, dass Geschlecht immer soziale, kulturelle, politischeund biologische Komponenten beinhaltet, die sich historisch ver ndern k nnen(Becker-Schmidt/Knapp 2000). Deshalb wird bislang eher von gender gesprochen. Der Begriff Geschlecht kann jedoch auch verwendet werden, wenndeutlich gemacht wird, um welche Bedeutung es sich handelt bzw.

und das deutsche „man“ verdeutlichen. Damit geht einher, dass Werte und Normen des Denkens und Handelns in Gesellschaft, Politik und Kultur implizit mit geschlechtsspezifischen Werten behaftet sind: Familie gilt als Ort des Weiblichen, Politik als Ort des Männlichen, fühlen gilt als weiblich und denken als männlich,

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1 1. Was ist gender ? gender hat sich als Fachbegriff f r Geschlecht auch im deutschsprachigenRaum etabliert. F r die bernahme des englischen Wortes spricht, dass imDeutschen mit dem Begriff Geschlecht von den meisten Menschen vor allem dasbiologische Geschlecht assoziiert wird, also das, was im Englischen als sex bezeichnet wird. Mit dem deutschen Wort Geschlecht ist also bislang das Risikoverbunden, die Bedeutung von Geschlecht als ein historisch ver nderbares,soziales und kulturelles Verh ltnis aus dem Blick zu verlieren. Gegenw rtigeForschung geht davon aus, dass Geschlecht immer soziale, kulturelle, politischeund biologische Komponenten beinhaltet, die sich historisch ver ndern k nnen(Becker-Schmidt/Knapp 2000). Deshalb wird bislang eher von gender gesprochen. Der Begriff Geschlecht kann jedoch auch verwendet werden, wenndeutlich gemacht wird, um welche Bedeutung es sich handelt bzw.

2 WelcheDimension von Geschlecht gemeint war lange Zeit vor allem eine Kategorie, die innerhalb der akademischenFrauen- und Geschlechterforschung diskutiert wurde. Es gibt weltweit vieleUniversit ten, die in Studieng ngen der gender Studies die Entwicklungen vonGeschlechterverh ltnissen wissenschaftlich untersuchen und lehren. DieHumboldt-Universit t zu Berlin war die erste Universit t in Deutschland, die 1997einen transdisziplin ren Magisterhauptfachstudiengang Geschlechterstudien/ gender Studies einrichtete. Inzwischen sind viele weitere Studieng nge der gender Studies entstanden. Im Zuge der Implementierung der StrategieGender Mainstreaming hat sich der Begriff gender aus akademischen Kontextengel st und taucht heute vielerorts in politischen und alltagsweltlichenDiskussionen Auspr gungen und Wirkungen von gender zeigen sich in vierDimensionen, auf welche die Europ ische Kommission mit Verweis auf dieOECD Bezug nimmt: die Repr sentation in Politik und Gesellschaft ( Beteiligung anEntscheidungen, ffentliche und private Arbeitsteilung zwischen den1/11 Geschlechtern) die Lebensbedingungen ( Wohlstand, Armut, Betroffenheit vonGewalt und Ausgrenzung) die Ressourcen ( Verteilung von Zeit, Geld, Mobilit t oderInformation) und die Normen und Werte ( Stereotype, Rollenzuweisungen, Bilder,Sprache).

3 Politische Ma nahmen wirken unmittelbar oder mittelbar auf Frauen und M nnerin ihren vielf ltigen Lebenslagen. Politik muss folglich bei der Planung undDurchsetzung von Ma nahmen und Gesetzen die Vielfalt von Lebensweisenber cksichtigen, sonst geht sie an ihren Zielgruppen vorbei. Sie kann hier mitunterschiedlichen Mitteln ansetzen: Bestehende Diskriminierungen m ssen kompensatorische Ma nahmen korrigiert werden (wie durchFrauenf rderung). Des weiteren muss es Anreize f r diejenigen geben, die sichaus einschr nkenden Rollenmodellen l sen wollen ( durch Elternzeit-Modelle). Gleichzeitig m ssen Ursachen und Wirkungen der gegenw rtigenGeschlechterverh ltnisse analysiert werden, um sie ver ndern zu k nnen ( einer gender -Analyse). Der Umgang mit gender muss also genauso vielf ltigsein wie gender Sex und gender In der Frauen- und Geschlechterforschung der 1980er Jahre wurde zwischen sex und gender deutlich unterschieden.

4 Bahnbrechend war damals dieErkenntnis, dass Unterscheidungen zwischen Frauen und M nnern nicht nuraufgrund k rperlicher Unterschiede, sondern vor allem in Bezug auf sozialeAuspr gungen zu erkl ren sind. Inzwischen ist jedoch gekl rt, dass sich sex und gender nicht so eindeutig voneinander trennen lassen. Zum einenf hrt die Trennung dazu, dass durch den Fokus nur auf das soziale Geschlechtbiologische Weiblichkeit und M nnlichkeit als nat rliche Grundlageunhinterfragt bleibt. Zum anderen verkennt eine Trennung zwischenbiologischem und sozialem Geschlecht, dass unsere Auffassung von dem, wasbiologisch ist, ganz erheblich davon abh ngt, was wir sozial als solches sind in der Geschichte der Medizin sehr unterschiedliche Auffassungen davon2/11vertreten worden, was biologisches Geschlecht ist, und erst mit demAufkommen eines sozialen Zwei-Geschlechter-Modells hat sich auch einebiologische Auffassung verfestigt, es gebe den Mann und die Frau.

5 Diesebiologische Ordnung bersetzt sich allerdings auch nicht zwingend in einetrennscharfe soziale Ordnung. Folglich liegt es nahe, biologische, soziale undauch kulturelle Faktoren zusammen zu denken. Entscheidend ist die Frage,warum Unterscheidungen in Frauen und M nner relevant werden und wie diesegesellschaftlich bewertet werden. gender bezeichnet also das Geschlecht als ein Zusammenspiel aus biologischenFaktoren, wie einem Chromosomensatz, aus k rperlichen Faktoren, wieGr e, Erscheinung, Stimmlage, aus sozialen Faktoren, wie derNamensgebung, die nach deutschem Recht eine eindeutige Zuordnung zu einemGeschlecht erzwingt, der Erziehung oder der Arbeitsteilung mit Blick aufbestimmte Geschlechterrollen oder der Erfahrung, aufgrund bestimmterKleidung, K rpergr e oder Haarschnitte als Mann oder als Frau angesprochenund zugeordnet zu steht also als Begriff f r ein gewandeltes Verst ndnis vonGeschlecht innerhalb unterschiedlicher gesellschaftlicher Kontexte.

6 Geschlechtist keine nat rliche Gegebenheit. Die Tatsache, dass es Frauen und M nner gibtund diese als zwei unterschiedliche Gruppen von Menschen wahrgenommenwerden, ist vorrangig das Ergebnis einer Reihe von gesellschaftlichenZuschreibungen und Erwartungen, die durch Erziehung, Medien,Rollenvorstellungen und Normen vermittelt werden. Das biologische Geschlechtist also nicht die Grundlage von gender , sondern immer ein Teil von gender . WieFrauen und M nner ihr Geschlecht verk rpern und was als nat rlich und normal gilt, ist demnach immer auch abh ngig von gesellschaftlichenVorstellungen und Normen. Dies hei t, auch das als nat rlich angenommene Geschlecht hat eine Geschichte, denn auch dernaturwissenschaftliche und medizinische Blick auf K rper ist einem historischenWandel Geschlecht als "sozial konstruierte Kategorie"Unsere Vorstellung davon, was Frauen und M nner sind und wie sie sein sollen,3/11wird gesellschaftlich hergestellt.

7 Daher sprechen viele davon, Geschlecht werde sozial konstruiert . Die allt gliche, kontinuierliche Herstellung von Geschlecht istals doing gender (West / Zimmermann 1987) eing ngig beschrieben worden:Geschlecht wird von uns in der Interaktion mit Anderen allt glich gemacht .Doing- gender -Prozesse vollziehen sich in unserer Gesellschaft nicht nur durchIndividuen, sondern auch durch gesellschaftlich normierende Praktiken, Rechtsetzung oder durch die Institutionen Familie oder Ehe. Doinggender lebt davon, immer wieder ein duales Ordnungsschema derZweigeschlechtlichkeit zu etablieren. Sp testens nach, oft auch vor der Geburtwerden Menschen in zwei Geschlechterkategorien eingeteilt: entweder M dchenoder Junge. Daraus werden Geschlechtereigenschaften abgeleitet: hellblau undrosa .. Im Laufe des Lebens wird der Mensch dann in einem komplexen Prozessvon Erziehung, gesellschaftlichen Normen und Werten, Stereotypen,Identifikationen, Bildern, Traditionen zum M dchen bzw.

8 Zur Frau oder zumJungen bzw. zum Mann gemacht .Auff llig ist, dass Vorstellungen ber Frauen und M nner einemgesellschaftlichen Wandel unterliegen: was als weiblich oder m nnlich gilt, istjeweils historisch beeinflusst. Wichtiger ist jedoch, dass damit immer wieder dereine Unterschied behauptet wird, der erst dadurch wichtig wird. DieUnterscheidung in zwei Geschlechter ist politisch relevant, weil damitWertungen verbunden sind, die den Geschlechtern unterschiedlicheHandlungsm glichkeiten ber zeigt sich oft, dass nicht die eine Geschlechterdifferenz, sondernandere soziale Unterschiede weit entscheidender sind. Es kann heute davonausgegangen werden, dass Frauen und M nner keine homogenen Gruppen sind,sondern, dass oft Unterscheidungen innerhalb der Gruppe der Frauen und derM nner relevant werden.

9 So kann der soziale Status oder die ethnischeZugeh rigkeit oder die Hautfarbe f r Menschen entscheidend sein, die sich dannzus tzlich auch noch aufgrund ihres Geschlechts unterscheiden. Ganz eindeutigeUngleichheiten zwischen Frauen und M nnern sind demgegen ber kaum mehrdurchgehend wirksam. Anders gesagt: es geht nicht um zwei Farben, sondernum das gesamte neuere medizinische Definitionen von Geschlecht sind wird im medizinischen Standardwerk in f nf Dimensionen definiert:chromosomales, genitales, gonadales (Keimdr sen), psychisches und sozialesGeschlecht (Pschyrembel Klinisches W rterbuch 2004 ). Es wird daraufverwiesen, dass es ein weites berlappungsfeld gemeinsamerVerhaltenstendenzen zwischen den Geschlechtern von der zweigeschlechtlichen Norm, wie Transsexualismus und Intersexualit t werden in der Medizin nach der Internationalen Klassifikationvon Krankheiten (ICD 10) allerdings als St rungen der Geschlechtsidentit tklassifiziert.

10 Betroffene Menschen erleben jedoch gerade die eindeutigeEinteilung in Frau oder Mann als gesellschaftlichen Zwang und alsDiskriminierung. Intersexuelle Menschen, fr her als Hermaphroditen bezeichnet,besitzen sowohl m nnliche als auch weibliche k rperliche Merkmale. Bei einervon 2000 Geburten l sst sich das Geschlecht des Neugeborenen nicht exaktbestimmen. Seit den 1950er Jahren werden im S uglings- und Kindesaltergeschlechtsherstellende Operationen durchgef hrt, bei denen uneindeutigeGenitalien chirurgisch so ver ndert werden, dass sie mit herk mmlichenVorstellungen von weiblichen oder m nnlichen Genitalien Menschen besitzen eindeutige physische Merkmale, f hlen sichjedoch nicht dem durch ihren K rper repr sentierten Geschlecht angeh rig. Transidentit ten werden wissenschaftlich vor allem in den Queer Studiesdiskutiert und erforscht.


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