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Abiturprüfung 2012 Deutsch, Grundkurs

1 Finale Pr fungstraining NRW 2013 Zentralabitur Deutsch Grundkurs 2012 Westermann, BraunschweigAbiturpr fung 2012 Deutsch, GrundkursAufgabenstellung1. Analysieren Sie den Artikel Benennen wir die Zukunft selbst! von Kurt Gawlitta im Hinblick auf die Position des Verfassers. Stellen Sie dabei die zentralen Aussagen dar und untersuchen Sie, mit welchen rhetorischen und sprachlichen Mitteln der Verfasser seine Absicht realisiert. (42 Punkte)2. Darf eine Sprache keine fremden W rter bernehmen? Erl utern Sie verschiedene Stand- punkte in der Debatte zum Thema Sprachwandel und pr fen Sie, wie Gawlittas Position in diese Diskussion einzuordnen ist. Nehmen Sie abschlie end Stellung zu Gawlittas Sicht auf den Sprachwandel. (30 Punkte)MaterialgrundlageKurt Gawlitta: Benennen wir die Zukunft selbst! In: Sprachnachrichten Nr. 45/2010, S.

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1 1 Finale Pr fungstraining NRW 2013 Zentralabitur Deutsch Grundkurs 2012 Westermann, BraunschweigAbiturpr fung 2012 Deutsch, GrundkursAufgabenstellung1. Analysieren Sie den Artikel Benennen wir die Zukunft selbst! von Kurt Gawlitta im Hinblick auf die Position des Verfassers. Stellen Sie dabei die zentralen Aussagen dar und untersuchen Sie, mit welchen rhetorischen und sprachlichen Mitteln der Verfasser seine Absicht realisiert. (42 Punkte)2. Darf eine Sprache keine fremden W rter bernehmen? Erl utern Sie verschiedene Stand- punkte in der Debatte zum Thema Sprachwandel und pr fen Sie, wie Gawlittas Position in diese Diskussion einzuordnen ist. Nehmen Sie abschlie end Stellung zu Gawlittas Sicht auf den Sprachwandel. (30 Punkte)MaterialgrundlageKurt Gawlitta: Benennen wir die Zukunft selbst! In: Sprachnachrichten Nr. 45/2010, S.

2 10 Zugelassene HilfsmittelW rterbuch zur deutschen RechtschreibungKurt GawlittaBenennen wir die Zukunft selbst!Wie kommen die Deutschen zu neuen W rtern? Leider nur zu oft durch bernahme aus anderen Sprachen, vorzugsweise aus dem Amerikanischen. Dabei w re es leicht m glich, neue Dinge deutsch zu Deutschen sollten es wagen, sich ein eigenes Bild von der Zukunft zu machen. Dazu geh rt es, f r neue Dinge selbst neue W rter zu bilden. Eine vitale Sprachgemeinschaft beobachtet, was die moderne Welt an Neuem bringt und beschreibt es mit ihren W rtern. So wird aus klappen und Rechner anstel-le des Laptops der Klapprechner . Dieser Prozess muss funktionieren, wenn eine Sprache lebt. So machen es die Briten und die Amerikaner. Sie bauen sich neue W rter aus eigenen Wortst mmen und Wortfeldern. Die Deutschen fliehen aus ihrer Sprache und schlucken fremde Wortbrocken, auch wenn die Mitb rger sich daran verschlucken.

3 Was beispielsweise Flatrate bedeutet, verstehen viele Menschen immer noch nicht. Fast alle reden aber so, weil Industrie, Handel und Werbung es ihnen einbl uen. Noch absur-der: Man erfindet englische W rter wie Beamer, Wellness, Mobbing oder Public Viewing, die es im Engli-schen nicht gibt oder die eine andere Bedeutung haben. Versuchen sich manche in ihrer Unterwerfung noch selbst zu bertreffen durch bereifriges Anschleimen?Darf eine Sprache keine fremden W rter bernehmen? Doch, und sie tut es einfach! Schon Goethe hat gesagt, die Kraft einer Sprache erweise sich nicht daran, was sie abweise, sondern was sie verschlinge. Ob es ihr jedoch bekommt, ist eine Frage der Menge, wieviel also die Sprache verschlingen kann, ohne daran zu ersticken. Der Anglizismen-INDEX z hlt heute ber W rter. Wir m ssten solche Neub rger , wenn sie bei uns heimisch werden sollen, in unsere Sprache integrieren.

4 Niemand kann in seiner Sprache anspruchsvolle Leistungen erbringen, wenn Sprecher, H rer, Schreiber oder Leser die unvergorenen Im-porte nicht verdauen k nnen. Die bernommenen W rter m ssen in Grammatik, Aussprache, Rechtschrei-bung eingepasst werden. Soll beispielsweise der Laptop im Plural Laptops, Laptopse, Lapt ppe oder Lapt pfe hei en? F r den deutschen Zeitgeist offenbar kein Problem! Er bernimmt alles unbearbeitet und in gewaltigen Teilnahmslosigkeit gegen ber der eigenen Sprache speist sich aus Bequemlichkeit, Bildungsferne, Unterw rfigkeit und Profitgier von allem etwas. Ganze Bev lkerungskreise ltere, weniger Gebildete, Einwanderer verstehen im Alltag nicht mehr, wovon die Rede ist. Die Folge? Eine Spaltung der Gesell-51015202 Finale Pr fungstraining NRW 2013 Zentralabitur Deutsch Grundkurs 2012 Westermann, Braunschweigschaft in eine Herrenschicht, die in Wirtschaft und Wissenschaft unbeholfen Englisch oder ein seltsames Mischmasch, auch Denglisch genannt, spricht, und eine Unterschicht aus sonstigem Volk, das geistig und politisch abgeh ngt ist.

5 Umfragen zeigen, dass die meisten B rger diese Entwicklung Ausbau des Wortschatzes in Technik, Wirtschaft, Medizin, Medien, Verwaltung, Politik muss als ffent-liche Dienstleistung betrachtet werden, weil Sprache die wichtigste Ressource f r Verst ndigung und Denken bedeutet. Sie ist vor allem der Kern unserer Identit angesichts der Sprachmacht von Medien und Werbung behauptet, Sprache entfalte sich am besten ganz von selbst, berl sst sie in Wahrheit den Globalisierern. Ein wichtiger Trick der Anglomanen besteht darin, das Gew hnungsbed rfnis der Menschen auszunutzen und als Erste ein englisches Neuwort in die Welt zu werfen. Die neue elektronische Wandtafel f r Schulr ume nennen die Anbieter sofort White Board, bevor die Leute merken, dass jenes Ding zum Beispiel auch E-Tafel hei en k nnte. So l uft das berall: Stets wird quasi automatisch ein englisches Wort Gleichg ltigkeit gegen ber der eigenen Sprache muss gro sein.

6 Sonst h tten die Fl tent ne der Rattenf nger in Medien und Werbung nicht fl chendeckend solche Wirkung gezeigt. Ein gewisses Um-denken hat anscheinend eingesetzt: Das gemeinsame deutsche Selbstwerterlebnis der Fu ballweltmeis-terschaft 2006, der Erfolg deutscher Musikgruppen im In- und Ausland, die vollen S le Bastian Sicks und die Aktion Lebendiges Deutsch , die monatlich das Publikum zu W rtervorschl gen auffordert, scheinen auszustrahlen. Ein gelassenes Selbstbewusstsein unseres Landes ist Voraussetzung f r Interesse an unserer Sprache. Dann ist es nur noch ein Schritt, die neuen Gegenst nde dieser Welt wieder mit W rtern unserer Sprache zu bezeichnen. Wenn dieser Geist Boden gewinnt, kann ein politischer Wille daraus erwachsen. Die Faszination f r die USA und die Globalisierung schwinden, die Zeit ist also g nstig. Nutzen wir sie!

7 Beispiell sung: Teilaufgabe 1 Der sowohl inhaltlich wie sprachlich zu analysierende Artikel Benennen wir die Zukunft selbst! von Kurt Gawlitta, erschienen im Jahr 2010 in der Zeitschrift Sprachnachrichten Nr. 45, stellt eine Art Kommentar zum Ph nomen der bernahme von W rtern aus dem Angloamerikanischen ins Deutsche dar, verbunden mit dem Aufruf, Neues deutsch zu benennen. Der Appell ger t in einigen Passagen zur Polemik. Im ersten Abschnitt seines Artikels entfaltet Gawlitta seine Einsch tzung, dass neue Dinge (Z. 2) von den Deutschen (Z. 1) nicht im Prozess der Aneignung aus eigenem Sprachmaterial beschrieben werden, sondern durch [S]chlucken fremde[r] Wortbrocken (Z. 6). Gawlitta behauptet, dass die Briten und die Amerikaner (Z. 5) als [e]ine vitale Sprachgemeinschaft (Z. 2) hingegen neue W rter aus eigenen Wortst mmen und Wortfeldern (Z.)

8 5 f.) bauen. Am Beispiel des Wortes Flatrate verfolgt Gawlitta seine These, dass deutsche Mitb rger sich am fremden Wortmaterial verschlucken (Z. 7) und fremdsprachliche Ausdr cke oft unver-standen bleiben. Nach einer Aufz hlung vier weiterer im Deutschen h ufig verwendeter Anglizismen Beamer, Wellness, Mobbing oder Public Viewing (Z. 9) m ndet der erste Abschnitt in die Frage: Versuchen sich manche in ihrer Unterwerfung noch selbst zu bertreffen durch bereifriges Anschleimen? (Z. 10 f.)Die Argumentation Gawlittas im zweiten Abschnitt erscheint demgegen ber zun chst zur ckgenommen. Die bernahme von Fremdw rtern wird als durchaus selbstverst ndlich und mit Goethe einer oder gar der un-bestreitbaren Autorit t als Ausweis der Kraft einer Sprache (Z. 13) angesehen. Gawlitta begr ndet seinen Appell dann aber mit der Menge (Z.

9 14) der ins Deutsche bernommenen W rter, von ihm unter Berufung auf den Anglizismen-INDEX (Z. 15) mit ber angegeben. Er spricht von unvergorene[n] Importe[n] (Z. 17 f.) und beklagt die damit verbundene, aus seiner Sicht missgl ckende Einpassung in Grammatik, Aus-sprache, Rechtschreibung (Z. 18 f.). Dem h lt er einen ins Absurde gehenden Vorschlag f r die Pluralbildung von Laptop entgegen. Dieser zweite Abschnitt m ndet in einer zugespitzten, im ersten der beiden knappen S tze elliptisch formulierten Aussage: F r den deutschen Zeitgeist offenbar kein Problem! Er bernimmt alles unbearbeitet und in gewaltigen Mengen. (Z. 20 f.)Mit einer Gesamtdiagnose Teilnahmslosigkeit gegen ber der eigenen Sprache (Z. 22) beginnt der k rzere dritte Abschnitt, dessen wesentliche Thesen die charakterlichen Dispositionen f r die von Gawlitta behauptete Teilnahmslosigkeit und die laut Autor daraus resultierende Folge einer gesellschaftlichen Spaltung sind.

10 Mit Bequemlichkeit, Bildungsferne, Unterw rfigkeit und Profitgier (Z. 22 f.), also s mtlich mehr oder minder 25303540453 Finale Pr fungstraining NRW 2013 Zentralabitur Deutsch Grundkurs 2012 Westermann, Braunschweigdeutlich negativen Zuschreibungen, werden die Gr nde f r seine Gesamtdiagnose beschrieben. Ganze Bev lke-rungskreise , beschrieben als ltere, weniger Gebildete, Einwanderer (Z. 23 f.), seien dadurch vom Verstehen im Alltag (Z. 24) abgeschnitten. Gawlitta spricht von einer Herren- und einer Unterschicht, wobei er der Herrenschicht in Wirtschaft und Wissenschaft zuschreibt, ein unbeholfen[es] Englisch oder ein seltsames Mischmasch, auch Denglisch genannt, (Z. 15) zu sprechen, dabei eine Bev lkerungsmehrheit zu ignorieren und eine Unterschicht aus sonstigem Volk (Z. 26) abzuh beiden kurzen Folgeabschnitte formulieren zuerst eine Art ffentlichen Auftrag zum Wortschatzausbau, begr ndet damit, dass Sprache die wichtigste Ressource f r Verst ndigung und Denken bedeutet (Z.)


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