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Sechs Paradigmen der ... - Lehrbuch Psychologie

23 Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018 Neyer, Asendorpf, Psychologie der Pers nlichkeit, Springer- Lehrbuch , DOI Paradigmen der Pers Eigenschaftsparadigma Von Sterns Schema zu Cattells W rfel Langfristige Stabilit t Transsituative Konsistenz Reaktionskoh renz Idiographischer und nomothetischer Ansatz Informationsverarbeitungsparadigma Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung Kapazit t des Arbeitsged chtnisses Impulsive vs. reflektive Informationsverarbeitung Implizite Einstellungen Dynamisch-interaktionistisches Paradigma Vom Behaviorismus zum reziproken Determinismus Vom genetischen Determinismus zu Genom-Umwelt-Korrelationen Pers nlichkeit-Umwelt-Transaktion Neurowissenschaftliches Paradigma Biologische Systeme Temperamentsforschung Methodik Stellenwert in der Pers nlichkeitspsychologie Molekulargenetisches Paradigma Genetik Epigenetik Gen-Umwelt-Interaktionen Evolutionspsychologisches Paradigma Prinzipien der Evolution Frequenzabh ngige Selektion Konditionale Entwicklungsstrategien Gesamt berblick 79224 Kapitel 2 Sechs Paradigmen der Pers nlichkeitspsychologieWie alle empirischen Wissenschaften l sst sich auch die heu-tige Pers nlichkeitspsychologie in mehrere Paradigmen gliedern: B ndel theoretischer Leits tze, Fragestellungen und Methoden zu ihrer Beantwortung.

ihren Persönlichkeitseigenschaften? >Die Komparationsforschung untersucht die Ähnlichkeit von Personen in vielen Merkmalen. Bisher haben wir eine Schwäche von Sterns Schema unerwähnt gelassen: Stern (1911) sprach ganz allgemein von Merkmalen, nicht von Eigenschaften; sein Schema igno-riert die Anforderung, dass Merkmale zeitlich stabil sein

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1 23 Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018 Neyer, Asendorpf, Psychologie der Pers nlichkeit, Springer- Lehrbuch , DOI Paradigmen der Pers Eigenschaftsparadigma Von Sterns Schema zu Cattells W rfel Langfristige Stabilit t Transsituative Konsistenz Reaktionskoh renz Idiographischer und nomothetischer Ansatz Informationsverarbeitungsparadigma Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung Kapazit t des Arbeitsged chtnisses Impulsive vs. reflektive Informationsverarbeitung Implizite Einstellungen Dynamisch-interaktionistisches Paradigma Vom Behaviorismus zum reziproken Determinismus Vom genetischen Determinismus zu Genom-Umwelt-Korrelationen Pers nlichkeit-Umwelt-Transaktion Neurowissenschaftliches Paradigma Biologische Systeme Temperamentsforschung Methodik Stellenwert in der Pers nlichkeitspsychologie Molekulargenetisches Paradigma Genetik Epigenetik Gen-Umwelt-Interaktionen Evolutionspsychologisches Paradigma Prinzipien der Evolution Frequenzabh ngige Selektion Konditionale Entwicklungsstrategien Gesamt berblick 79224 Kapitel 2 Sechs Paradigmen der Pers nlichkeitspsychologieWie alle empirischen Wissenschaften l sst sich auch die heu-tige Pers nlichkeitspsychologie in mehrere Paradigmen gliedern: B ndel theoretischer Leits tze, Fragestellungen und Methoden zu ihrer Beantwortung.

2 Diese Paradigmen lassen sich historisch bis ins 19. Jahrhundert zur ckverfol-gen. In diesem Kapitel werden die Sechs wichtigsten Para-digmen der heutigen empirischen Psychologie dargestellt. Es geht dabei nicht darum, das Lebenswerk ihrer Begr nder auszubreiten oder die zahllosen Ver stelungen und Sack-gassen ihrer historischen Entwicklung zu beschreiben. Viel-mehr geht es darum, einige Hauptlinien ihrer Entwicklung nachzuzeichnen und die Fragestellungen, Methoden und Hauptergebnisse der Sechs Paradigmen an wenigen Bei-spielen zu skizzieren. Erst in den nachfolgenden Kapiteln werden diese Methoden genauer geschildert, die Ergeb-nisse inhaltsbezogen dargestellt und Anwendungen in der Praxis exemplarisch Lernziele 4 Fragestellungen, Methoden und Entstehungsge-schichte der heutigen Paradigmen der empirischen Pers nlichkeitspsychologie nachvollziehen k nnen; 4einige Hauptergebnisse dieser Paradigmen schildern k EigenschaftsparadigmaDas Menschenbild des Eigenschaftsparadigmas kn pft eng an das alltagspsychologische Eigenschaftskonzept an: Per-sonen weisen charakteristische k rperliche Merkmale und Regelm igkeiten ihres Verhaltens und Erlebens auf; diese Regelm igkeiten k nnen wir nicht direkt beobachten, aber durch wiederholte Beobachtung erschlie en.

3 Im Mittelpunkt steht jedoch nicht eine einzelne Person, sondern eine Refe-renzpopulation von Personen hnlichen Alters und hnlicher Kultur, die untereinander in ihrer Pers nlichkeit verglichen werden. Damit stehen Differenzen von Personen (Unter-schiede zwischen Personen) im Mittelpunkt der Betrachtung (differenzielle Sichtweise in der Psychologie ). Im Gegensatz dazu ignoriert die Allgemeine Psychologie diese Differenzen und besch ftigt sich mit durchschnittlichen Personen, um so allgemeine Gesetzm igkeiten des Erlebens und Verhal-tens aufzudecken. Insofern ist die Pers nlichkeitspsychologie komplement r zur Allgemeinen wirkt paradox: Wie kann man der Individualit t einer Person gerecht werden, wenn man eigentlich nur Unterschiede zwischen Personen betrachtet? Die erste Antwort ist, dass die Individualit t nur durch den Vergleich mit vergleichbaren Personen deutlich werden kann. Im Alltag machen wir das intuitiv, im Eigenschaftsparadigma quantitativ durch Einordnung der Eigenschaftsauspr gung einer Person in die beobachtete Eigenschaftsvariation inner-halb einer Referenzpopulation: Wie ber- oder unterdurch-schnittlich ist diese Auspr gung?

4 > Die Individualit t einer Person wird nur im Vergleich mit einer Referenzpopulation zweite Antwort ist, dass wir der Individualit t einer Person umso gerechter werden, je mehr Eigenschaften wir betrachten. Dass jemand intelligenter ist als der Durch-schnitt, ist eine eher d rftige Aussage. Wir k nnen sie bereichern, indem wir spezifischere Intelligenzfaktoren betrachten, z. B. sprachliches Verst ndnis, schlussfolgern-des Denken und r umliches Vorstellungsverm gen. So kommen wir zu einem Intelligenzprofil, in dem die St rken und Schw chen differenzierter hervortreten.. Abb. illustriert ein Intelligenzprofil am Beispiel von 8 Unter-tests eines Intelligenztests. Das Niveau dieses Profils, d. h. die mittlere Leistung der Person in allen Intelligenztests, beschreibt die allgemeine Intelligenz der Person. Die Pro-filgestalt, d. h. Unterschiede zwischen ihren Leistungen in den einzelnen Tests, beschreibt ihre Intelligenzstruktur , z. B. ob ihre sprachlichen F higkeiten (die 4 oberen Tests in.)

5 Abb. ) schlechter sind als ihre nichtsprachlichen (die 4 unteren Tests).Noch reicher wird die Pers nlichkeitsbeschreibung, wenn wir sie nicht nur auf den Intelligenzbereich beschr n-ken, sondern auch verwandte Eigenschaften wie Kreativit t und emotionale Kompetenzen einbeziehen, bis hin zu g nz-lich anderen Eigenschaften wie z. B. Geselligkeit, Aggres-sivit t, Gewissenhaftigkeit und politische Einstellung. So entsteht ein immer umfassenderes Pers nlichkeitsprofil aus ganz unterschiedlichen Eigenschaften, das letztend-lich einzigartig ist. Bei nur zehn Eigenschaften mit je zehn . Abb. Intelligenzprofil in acht Untertests des EigenschaftsparadigmaGanz analog kann man mittels der Komparationsforschung nach Stern die Variation von Eigenschaften intraindividuell (innerhalb von Personen) betrachten, indem Zusammen-h nge zwischen den Rangreihen der Eigenschaften von zwei Personen untersucht werden: Haben die beiden Personen hnliche Auspr gungen in den betrachteten Eigenschaften?

6 Wie hnlich sind sich George Clooney und Lady Gaga in ihren Pers nlichkeitseigenschaften?> Die Komparationsforschung untersucht die hnlichkeit von Personen in vielen haben wir eine Schw che von Sterns Schema unerw hnt gelassen: Stern (1911) sprach ganz allgemein von Merkmalen, nicht von Eigenschaften; sein Schema igno-riert die Anforderung, dass Merkmale zeitlich stabil sein sollen, damit es sich tats chlich um Eigenschaften handelt. Wenn die Differentielle Psychologie von Stern (1911) auf die Pers nlichkeitspsychologie beschr nkt werden soll, muss das Sternsche Schema um eine dritte, zeitliche Dimension Auspr gungsm glichkeiten gibt es bereits 1010, also zehn Milliarden verschiedene Pers nlichkeitsprofile, und es gibt ja sehr viel mehr als nur zehn verschiedene Eigenschaften. Im Eigenschaftsparadigma wird also die Individualit t einer Person durch Betrachtung vieler unterschiedlicher Eigen-schaften erfasst, wobei die individuelle Auspr gung jeder dieser Eigenschaften durch Vergleich mit den Auspr gun-gen in einer Referenzpopulation deutlich wird.

7 > Im Eigenschaftsparadigma wird die Individualit t einer Person durch ein Pers nlichkeitsprofil in vielen verschiedenen Eigenschaften Von Sterns Schema zu Cattells W rfelDiese grundlegende Methodik wurde erstmals vom geb r-tigen Berliner William Stern (1911) dargestellt (. Abb. ), wobei gro e Buchstaben Personen ( Individuen ) und kleine Buchstaben Merkmale der Personen bezeichnen, z. B. Pers nlichkeitseigenschaften. Stern (1911) sprach allerdings nicht von Pers nlichkeitspsychologie sondern von Differenzieller Psychologie , weil Differenzen zwischen Personen bzw. Merkmalen im Mittelpunkt der Betrachtung stehen. Schon vor Stern (1871 1938) hatte der Brite Francis Galton (1822 1911), ein Vetter von Charles Darwin, sich erstmals mit der Messung von Eigenschaftsunterschieden auf der Grundlage von Ged chtnisleistungen oder Wahr-nehmungsschwellen besch ftigt, und der Franzose Alfred Binet (1857 1911) hatte 1905 den ersten Intelligenztest ent-wickelt, um die Einweisung in die Sonderschule auf eine objektivere Grundlage zu stellen.

8 Aber es war Stern (1911), der mit den Vier Disziplinen der Differentiellen Psycho-logie die variablenorientierte Sichtweise auf die Variation eines Merkmals innerhalb einer Bezugsgruppe mit der per-sonorientierten Sichtweise auf die Variation vieler Merk-male innerhalb einer Person verband und so die methodi-sche Grundlage f r das Eigenschaftsparadigma legte. Das wird im Folgenden Schritt f r Schritt erl wir die Variation von zwei Eigenschaf-ten interindividuell (zwischen Personen), so k nnen wir Zusammenh nge zwischen den Rangreihen der Personen in den beiden Eigenschaften untersuchen (Korrelationsfor-schung nach Stern): Geht eine hohe bzw. niedrige Auspr -gung in der einen Eigenschaft mit einer hohen bzw. nied-rigen Auspr gung in der anderen Eigenschaft einher oder gibt es keinen Zusammenhang? Korreliert z. B. Sch nheit mit Intelligenz?> Die Korrelationsforschung untersucht die hnlichkeit von Merkmalen bei vielen Abb. Vier methodische Ans tze.

9 (Mod. nach Stern 1911, mit freundl. Genehmigung)26 Kapitel 2 Sechs Paradigmen der Pers nlichkeitspsychologieDies gilt, wenn x und y die Testergebnisse von zwei Personen bei der ersten Messung sind und c die konstante Ver nde-rung zwischen erster und zweiter Testung ist.> Die Pers nlichkeit bleibt gleich, wenn sich alle Personen in einer Eigenschaft in gleicher Weise Langfristige Stabilit tDer Kovariationsw rfel erlaubt noch viel mehr, indem der Begriff der Messgelegenheit unterschiedlich interpretiert wird. Cattell (1946) verstand darunter Wiederholungen der Merkmalsmessung mit demselben oder einem sehr hnlichen Messverfahren, z. B. die Wiederholung eines Intelligenztests nach einem Monat oder die Messung des-selben Merkmals durch zwei m glichst hnliche Testfor-men A und B. Versteht man dagegen Messgelegenheit als Messwiederholung mit einem identischen oder sehr hnlichen Messverfahren nach einem gro en zeitlichen Abstand bei denselben Personen, z.

10 B. nach f nf, zehn oder 50 Jahren, so haben wir bereits die Grundlage f r Untersuchungen der Pers nlichkeitsentwicklung gelegt. Wir m ssen dazu eine L ngsschnittstudie durchf hren, indem wir die Pers nlichkeitsprofile vieler Personen der-selben Kohorte (desselben Geburtsjahrgangs) in gro em zeitlichen Abstand erheben. Die Pers nlichkeit ist stabil geblieben, wenn bei fast allen Personen die Profile sehr hnlich ausfallen.> Die langfristige Stabilit t der Pers nlichkeit einer Person kann durch die langfristige zeitliche Stabilit t ihres Pers nlichkeitsprofils operatio-nalisiert k nnen wir die langfristige Stabilit t von Eigenschaften untersuchen, indem wir in einer derarti-gen L ngsschnittstudie eine Pers nlichkeitseigenschaft bei vielen Personen derselben Kohorte in gro em zeitli-chem Abstand erheben. Die Eigenschaft ist stabil, wenn die Eigenschaftsunterschiede zwischen den Personen sehr hnlich sind. Dies kann wiederum auch dann der Fall sein, wenn alle Personen sich in gleicher Weise ver- ndert haben.


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