1 PSYCHIATRIE HEUTE Seelische Störungen …

1 Uschte Gesundheitsst rungen (Gro kapitel).doc 1 PSYCHIATRIE HEUTE Seelische St rungen erkennen, verstehen, verhindern, behandeln Prof. Dr. med. Volker Faust Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Gesundheit VORGET USCHTE GESUNDHEITSST RUNGEN Artifizielle St rung M nchhausen-Syndrom Selbstzugef gte Krank-heit Vorget uschte St rungen Selbstsch digendes Verhalten Selbst-manipulierte Krankheit Artefaktkrankheit krankhafte Selbstbesch di-gung gesundheitliche T uschungsversuche Krankenhauswandern Krankenrolle als Lebensinhalt M nchhausen-Syndrom in Vertretung /M nchhausen-Stellvertreter-Syndrom/M nchhausen-Syndrom by Proxy M nchhausen-Stellvertreter-Syndrom oder Misshandlung Es gibt Menschen, die sich gesundheitlich selber sch digen, indem sie Krank-heitszeichen vort uschen, verst rken oder k nstlich hervorrufen.

2 Damit wollen sie eine Patientenrolle erzwingen und sich in Krankenh usern behandeln las-sen, selbst um den Preis zahlreicher medizinischer Eingriffe einschlie lich Operationen. So etwas nannte man fr her ein M nchhausen-Syndrom und HEUTE eine artifi-zielle St rung, selbstmanipulierte Krankheit oder vorget uschte St rung. Dies hat jedoch nichts mit Simulation oder bewusstem Betrug zu tun. Patien-ten mit selbstsch digendem Verhalten sind psychisch krank, auch wenn sie das selber nie so akzeptieren w rden. Dabei gehen sie mitunter so raffiniert vor, dass man ihnen lange Zeit nicht auf die Schliche kommt, obwohl sie zahl-reiche rzte, Schwestern, Pfleger und sonstige Spezialisten vor scheinbar un-fassbare diagnostische und therapeutische Probleme stellen.

3 Vorget uscht wird praktisch alles, was sich vort uschen l sst: Schmerz-zust nde, Herz-Kreislauf, neurologische, urologische oder gyn kologische Krankheitsbilder, Manipulationen von Haut, ja Blutbild und sogar inneren Dr -sen mit entsprechenden Stoffwechselst rungen. Eher selten, aber nicht aus-zuschlie en sind auch vorget uschte St rungen im seelischen Bereich. Daf r gibt es dann zahlreiche und meist unfassbare Manipulations-Techniken. Und sogar die besonders verwirrenden F lle, wo M tter ihrem Kind solche vorget uschten St rungen zuf gen ( M nchhausen in Vertretung ). uschte Gesundheitsst rungen (Gro kapitel).doc 2 Doch trotz geschicktem Krankenhauswandern und eindrucksvoll dicken Krankenakten wird die Sache irgendwann verd chtig.

4 Jetzt geht es darum, die Betroffenen nicht zu verurteilen, sondern herauszufinden, weshalb sie eine solch abnorme Krankenrolle erzwingen wollen, was psychologisch dahinter steht und vor allem wie man es psychotherapeutisch ndern kann. Die Hei-lungsaussichten sind zwar nicht sehr g nstig, weil sich die Betreffenden nicht als Simulanten, sondern als nicht heilbare oder zumindest verkannte Patienten sehen. Doch versuchen sollte man es, denn hier sind nicht nur rzte und Pflegpersonal unn tig belastet, es fallen nicht nur extrem hohe Kosten an, hier leidet auch ein Mensch an sich selber - und bekommt offenbar nur seinen Seelenfrieden, wenn er sich zum chronisch Kranken macht, dem angeblich niemand helfen kann. Nachfolgend deshalb die etwas ausf hrlichere Darstellung eines Leidens, das scheinbar keines ist, in Wirklichkeit aber wohl mehr Leid verursacht als so manche echte Krankheit.

5 Erw hnte Fachbegriffe: Artifizielle St rung M nchhausen-Syndrom Selbstzugef gte Krankheiten Vorget uschte St rungen Selbstsch digendes Verhalten Selbstmanipu-lierte Krankheit Artefaktkrankheit krankhafte Selbstbesch digung T u-schungsversuche, gesundheitliche Krankenhauswandern Krankenrolle als Lebensinhalt M nchhausen in Vertretung M nchhausen-Stellvertreter-Syndrom erweitertes M nchhausen-Syndrom M nchhausen-Syndrom by Proxy (MsbP) M nchhausen by Proxy-Strategien M nchhausen by Proxy-Ursachen Misshandlung statt M nchhausen-Syndrom M nchhausen-Stell-vertreter-Syndrom mit Erwachsenen M nchhausen-Stellvertreter-Syndrom mit Tieren M nchhausen-Stellvertreter-Syndrom in Schulen Cyber-Betrug virtuelle artifizielle St rungen und M nchhausen-Syndrom im Internet heimliche Selbstmisshandlung Mimikry-Ph nomen Simulation Aggrava-tion Pseudologia phantastica phantastisches L gen Schmerzzust nde, vorget uschte Magen-Darm-Beschwerden, vorget uschte neurologische Krankheitsbilder, vorget uschte Haut-Manipulationen urologische Be-schwerden, vorget uschte gyn kologische Beschwerden, vorget uschte Blutbild-Ver nderungen.

6 Vorget uschte Herz-Kreislauf-Beschwerden, vorge-t uschte endokrinologische Ver nderungen, vorget uschte Seelische Krankheitszeichen, vorget uschte selbstsch digende Manipulations-Tech-niken Selbstmanipulationen, k rperliche T uschung von rzten T u-schung von Pflegepersonal Medikamentenmissbrauch zu T uschungsversu-chen Rauschdrogen zu T uschungsversuchen phantasierte Schicksals-schl ge zu T uschungsversuchen Borderline-St rung neurotische Ent-wicklung Trichotillomanie Dysmorphophobie taktile Halluzinose Derma-tozoenwahn neurotische Exkoriationen Hypochondrie Hysterie chroni-sches Schmerzsyndrom Psychose hirnorganische St rung Selbst- uschte Gesundheitsst rungen (Gro kapitel).

7 Doc 3 besch digung bei H ftlingen Metallschlucker Essst rungen Anorexie Bulimie Suchtkrankheiten psychische Entwicklungsst rung Fassadenfa-milie Depersonalisation psychologische Aspekte der vorget uschten St -rungen Therapieversuche u. a. ALLGEMEINE ASPEKTE Es gibt hunderte von Krankheiten und Millionen von Betroffenen, die davon beeintr chtigt, zerm rbt und gepeinigt sind oder deren Leben dadurch gar zer-st rt wird. Alle haben nur einen Wunsch: wieder gesund zu werden. Keiner k nnte sich vorstellen, dass es auch Menschen gibt, die sich selber Be-schwerden und Krankheiten beibringen, um gesundheitliche Sch den vor-zut uschen. Und doch ist dieses selbstsch digende Verhalten nicht selten, ja, es scheint sogar zuzunehmen, oder man lernt es jetzt (aus Kostengr nden) schneller zu erkennen.

8 Selbstsch digendes Verhalten ein altes Leiden Selbstsch digendes Verhalten ist jedoch seit dem Altertum bekannt. Dabei m ssen die Betroffenen nicht einmal krank sein. Sie k nnen dazu auch im Rahmen religi ser Riten (zeremonieller Festgebr uche) oder sogenannter Ini-tiationsrituale gezwungen werden bzw. kulturell berzeugt mitmachen (Initiati-onsrituale sind bestimmte Aufnahme-Gebr uche in eine Standesgemein-schaft). Es kann aber auch eine Krankheit vorliegen, in der Regel eine Seelische . Und diese Art von krankhafter Selbstbesch digung hat in den letzten Jahren offen-bar an Bedeutung gewonnen. Vielzahl von Fachbegriffen Damit sind artifizielle St rungen, selbstmanipulierte Krankheiten oder Vor-get uschte St rungen, wie die modernen Fachbegriffe lauten, zwar ein schwer begreifbares, aber letztlich altes Ph nomen in der Medizin.

9 Fr her wurden sie generell nach dem L genbaron von M nchhausen als M nchhau-sen-Syndrom bezeichnet (siehe Kasten). uschte Gesundheitsst rungen (Gro kapitel).doc 4 HEUTE spricht man auch von Artefaktkrankheit (Artefakt = mehrere Bedeutun-gen, z. B. k nstlich hervorgerufene k rperliche Ver nderung), von Vorge-t uschter St rung, von selbstsch digendem Verhalten, von selbstzugef gter oder selbstmanipulierter Krankheit, von heimlicher Selbstmisshandlung, von Mimikry-Ph nomen u. a. Freiherr von M nchhausen Wer kennt ihn nicht, den sagenhaften L genbaron Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von und zu M nchhausen von Schloss Bodenwerder (1720 - 1797), den Helden der Wunderbaren Reisen zu Wasser und zu Lande, der Feldz ge und lustigen Abenteuer aus dem 18.

10 Jahrhundert. Wahrscheinlich h tte er sich nie tr umen lassen, dass er einmal nicht nur sei-ne Zuh rer und Leser k stlich am siert, sondern auch noch als Fachbegriff in die Medizin eingeht: das M nchhausen-Syndrom, wie man fr her jedes selbstsch digende Krankheitsverhalten nannte und HEUTE zwei bestimmte Un-tergruppen; eine davon besonders unvorstellbar: M nchhausen-Syndrom in Vertretung , wenn eine Mutter bei ihrem Kinde (selbst-)sch digendes Verhal-ten praktiziert (siehe sp ter). Was versteht man unter einer selbstmanipulierten Krankheit oder artifi-ziellen bzw. vorget uschten St rung? Dabei handelt es sich um Menschen, die Symptome (Krankheitszeiten) vor-t uschen, verst rken oder selber k nstlich hervorrufen. Damit wollen sie eine Patientenrolle erzwingen und sich in Krankenh usern behandeln lassen, selbst um den Preis (zahlreicher) medizinischer Eingriffe einschlie lich Opera-tionen.