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PSYCHOPATHOLOGIE 3 - psychosoziale-gesundheit.net

1 PSYCHIATRIE HEUTE Seelische St rungen erkennen, verstehen, verhindern, behandeln Prof. Dr. med. Volker Faust Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Gesundheit PSYCHOPATHOLOGIE 3 Psychiatrische Krankheitslehre 3: St rungen der Affektivit t (Gef hls-st rungen) St rungen der Affektivit t geh ren zu den Kernproblemen des Gef hlslebens. Sie sind weit umfangreicher, komplexer und damit auch st ranf lliger als die meisten anderen psychopathologischen Bereiche der Seelenheilkunde. Allein die bersicht zur subjektiven Befindlichkeit, der Gef hlswelt ohne wesentliche Beeintr chtigung im Alltag, beweist die gro e Brandbreite dieser emotionalen Dimension. Im Detail geht es von den jedermann bekannten Gef hlen wie Misstrauen, Selbst bersch tzung oder Minderwertigkeitsgef hle ber Ambiva-lenz und Ambitendenz, was auf Dauer schon sehr viel mehr Kraft kosten kann bis zu den ausgepr gten Gem tsst rungen wie Parathymie, Affektverarmung, Gef hl der Gef hllosigkeit u.

Int.1-Psychopathologie 3.doc 3 Früher, gelegentlich auch heute noch, wurden/werden sie jedoch unterschie-den in - Stimmung oder Gestimmtheit: Gefühlszustand, der über längere Zeiträume

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1 1 PSYCHIATRIE HEUTE Seelische St rungen erkennen, verstehen, verhindern, behandeln Prof. Dr. med. Volker Faust Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Gesundheit PSYCHOPATHOLOGIE 3 Psychiatrische Krankheitslehre 3: St rungen der Affektivit t (Gef hls-st rungen) St rungen der Affektivit t geh ren zu den Kernproblemen des Gef hlslebens. Sie sind weit umfangreicher, komplexer und damit auch st ranf lliger als die meisten anderen psychopathologischen Bereiche der Seelenheilkunde. Allein die bersicht zur subjektiven Befindlichkeit, der Gef hlswelt ohne wesentliche Beeintr chtigung im Alltag, beweist die gro e Brandbreite dieser emotionalen Dimension. Im Detail geht es von den jedermann bekannten Gef hlen wie Misstrauen, Selbst bersch tzung oder Minderwertigkeitsgef hle ber Ambiva-lenz und Ambitendenz, was auf Dauer schon sehr viel mehr Kraft kosten kann bis zu den ausgepr gten Gem tsst rungen wie Parathymie, Affektverarmung, Gef hl der Gef hllosigkeit u.

2 A., von weiteren, meist nur fachlich relevanten Differenzierungen der Affektivit t ganz abgesehen. Bedeutsam sind auch die einzelnen Affekt-Syndrome (also mehr oder weniger zusammenpassenden Beschwerdebilder) wie depressives, manisches und schizoaffektives Syndrom, ganz zu schweigen von dem immer h ufiger wer-denden Angst-Syndromen von der Generalisierten Angstst rung bis zu den Phobien, von den h ufig dramatischen Panik-Attacken ganz zu schweigen. Bedeutsam auch das dysphorische und hypochondrische Syndrom mit erheb-lichen psychosozialen Konsequenzen im Alltag. Und die so genannten Primi-tiv-Reaktionen, das Hostilit ts-Syndrom, vor allem aber die posttraumatischen Verstimmungen. Erw hnte Fachbegriffe: Affektivit t Gef hl Gef hlsst rungen Stimmung Gestimmtheit Affekt affektive Resonanz Prim r-Affekte Zustandsgef hle Befindlichkeiten Vitalgef hle Selbstwert-Erleben Erlebnisgef hle Zumute-Sein K rper-gef hle Leibgef hle Minderwertigkeitsgef hle Selbstvorw rfe Schuld- 2 gef hle interpersonelle Gef hle Misstrauen Beziehungsgef hle Selbst- bersch tzung Fremdheitsgef hle Ambivalenz Ambitendenz Gef hls-Ambivalenz intentionale Ambivalenz intentionale Ambitendenz intellektu-elle Ambivalenz Parathymie affektive Inad quatheit Affektverarmung Affektarmut Affekt-Modulation affektive Schwingungsf higkeit emotionale affektive Ansprechbarkeit emotionale Indifferenz affektives

3 Mitschwingen Gef hl der Gef hllosigkeit Gef hlsleere Gem tsleere Gef hls de Ge-m tsver dung Absterben der Gef hle Affektstarre Affektsteife Affekt-Tenazit t Affekthaften Affektlabilit t schneller Stimmungswechsel af-fektive Ablenkbarkeit R hrseligkeit Affektinkontinenz mangelnde Af-fektsteuerung mangelhaft kontrollierbare Affekte pathologisches Lachen pathologisches Weinen Zwangslachen Zwangsweinen Alexithymie Mangel an Einf hlungsverm gen Empathie Hyperthymie Affektiertheit Affektstau Affektsperre Affekt-Stupor psychische Analgesie Anhedonie Parhedonie Negativismus depressives Syndrom manisches Syndrom submanisches Syndrom hypomanisches Syndrom schizophrenes Affekt-syndrom Angst-Syndrom Furcht ngstlichkeit krankhafte Angst Angstst rung Generalisierte Angstst rung Panikattacken Panikst rung Phobien Zwangsbef rchtungen Sozialphobie spezifische Phobien Angst bei Zwangsst rungen Angst bei posttraumatischen Belastungsst run-gen Dysphorie dysphorisches Syndrom Poriomanie hypochondrisches Syndrom Nosophobie hypochondrischer Wahn zirkumskripte Hypo-chondrie Herzphobie Herzangst Herzneurose Herz-Hypochondrie Neurozirkulatorische Asthenie sympathiko-vasale Anf lle Herzangst-Neurose Kardiophobie Effort-Syndrom vago-vasale Anf lle Primitiv-Reaktionen berpers nliche Affekt-Reaktionen Raptus Emotions-Stupor dauerhafte

4 Posttraumatische Verstimmungen posttraumatische Belas-tungsreaktion posttraumatische Belastungsst rung akute Krisenreaktion traumatische Neurose Extrembelastungen Hostilit ts-Syndrom Aggressi-ons-Formen ST RUNGEN DER AFFEKTIVIT T (GEF HLSST RUNGEN) Gef hle sind subjektive Befindlichkeiten. Sie sind an allen seelischen Vorg n-gen beteiligt und beeinflussen Wahrnehmung, Antrieb, Willen, Denken, Ge-d chtnis, Entschl sse, Handlungen, Vors tze usw. Oft sind sie mit vegetativen Symptomen verbunden. In der Psychiatrie (und in der Allgemeinheit ohnehin) werden die Begriffe Ge-f hl, Affekt (vom lat.: affectus = gestimmt), Emotion (vom lat.: emovere = auf-w hlen), Stimmung usw. weitgehend bedeutungsgleich benutzt. 3 Fr her, gelegentlich auch heute noch, wurden/werden sie jedoch unterschie-den in - Stimmung oder Gestimmtheit: Gef hlszustand, der ber l ngere Zeitr ume hinweg anh lt.

5 Er entsteht aus verschiedenen Gef hlsbereichen sowie Trieb-regungen. - Affekt: reaktives Gef hl bzw. intensives Gef hlserlebnis von nicht l nger anhaltender Dauer wie z. B Gl ck, Freude, Ekel, Schreck, Panik, Zorn u. a. Der einzelne Affekt tritt also rasch ein, wird besonders intensiv erlebt und geht h ufig mit vegetativen Begleiterscheinungen einher (Pupillenweite, Herzfre-quenz, Gef motorik, Muskeltonus, Schwei sekretion u. a.). Unter affektiver Resonanz (aus dem lat.: resonare = widerhallen) wird die ge-f hlsm ige Ansprechbarkeit bezeichnet, aus der sich dann das emotionale Mitschwingen und das gef hlsm ige Angeregt-werden ergibt. Etwa 5 - 8 Prim r-Affekte scheinen biologisch determiniert. Dazu geh ren beispielsweise Freude, Trauer, Angst, Wut, Interesse, Ekel, Scham, Mut u.

6 A. Diese Gef hlszust nde sind offensichtlich durch ein jeweils spezifisches, in allen Kulturen aber gleiches mimisches Innovationsmuster gekennzeichnet. - Gestimmtheit: Flie end ist der bergang zwischen Affekt und Gestimmt-heit bzw. Stimmungslage als eher berdauernde Gef hlslage. Beispiele: Hei-terkeit, ngstlichkeit, Trauer, Kummer, aber auch Behagen u. a. Im allt gli-chen (und inzwischen auch fachlichen) Sprachgebrauch wird allerdings meist nicht scharf zwischen Affekten, Gef hlen und Stimmungen unterschieden, zumal hier auch andere Aspekte mit einflie en (z. B. Motivation, Antrieb usf.). Deshalb wird die Einteilung der Affektivit t, also Emotionen, Gef hle, Stim-mungen usw. durch eine fast un bersichtliche Vielfalt von terminologischen und klassifikatorischen Vorschl gen erschwert.

7 Die nachfolgende bersicht ist der Versuch einer praxis-relevanten und komprimierten Zusammenfassung, wobei mit immer neuen Vorschl gen, nderungen, Streichungen, Neu-Entdeckungen bzw. -Formulierungen zu rechnen ist. Im Einzelnen: Bei den Zustandsgef hlen, Befindlichkeiten oder Gestimmtheiten kann man unterteilen in - leibnah erfahrene Zustandsgef hle (Vitalgef hle) wie Frische, Spannkraft, Schwung, Wohlbehagen, Leichtigkeit, Beschwingtheit u. a., aber auch Abge-spanntheit, Ersch pfungsgef hl, Schw che, Unrast usw. - Weniger leibnah erfahrene Zustandsgef hle sind Freude, Frohmut, Be-gl cktheit, Jubel, Ruhe, Heiterkeit, Zufriedenheit, Zuversicht, aber auch Kum-mer, Gram, Furcht, Angst, Unbehagen, Unheimlichkeit, Verzagtheit, Hilflosig- 4 keit, Heimweh, Hoffnungslosigkeit, Zerrissenheit, Verzweiflung, Grauen, Schre-cken, Leere, Gereiztheit, rger, Zorn, Wut, Neid, Eifersucht usw.

8 - Das Selbstwert-Erleben begleitende Gef hle sind kaum davon zu trennen, seien sie bejahend (Kraft, Stolz, berlegenheit, Triumph, Eitelkeit, Trotz) oder verneinend (Unf higkeitsgef hle, Scham, Schuld, Reue, Verlegenheit). Zu den Erlebnisgef hlen, die sich auf andere, also den zwischenmenschli-chen Kontakt beziehen, z hlt man das bejahende und verneinende Zumute-Sein. Im Einzelnen: - Bejahendes Zumute-Sein im Sinne von Liebe, Zuneigung, Vertrauen, Sympathie, Mitleid, Achtung, Interesse, Billigung, Dankbarkeit, Ehrfurcht, Bewun-derung, Anbeten. - Verneinendes Zumute-Sein als Hass, Abneigung, Misstrauen, Verachtung, Feindseligkeit, Spott, Missfallen, Entr stung u. a. Beispiele: Leibnah erfahrene Zustandsgef hle (Vital-, K rper- oder Leib-gef hle) entstehen vorwiegend aus Wahrnehmungen des eigenen K rpers.

9 Sie k nnen entweder lokalisiert oder allgemein empfunden werden. Die nega-tive Seite u ert sich in kraftlos, matt, schlapp, abgespannt, ersch pft usw. Vorkommen: meist bestimmte Pers nlichkeitsst rungen, vor allem aber de-pressive und hypochondrische Syndrome. - H ufig ist die so genannte vitale Traurigkeit: Ein diffuses oder umschrieben in die Herz- und Brustgegend lokalisiertes Leibgef hl ( schwere Last , Druck auf der Brust , k rperlich traurig ), das besonders bei der endogenen De-pression qu lt. - Der Gegensatz zur Kraftlosigkeit im Rahmen der leibnah erfahrenen Zu-standsgef hle ist die innere Unruhe: innerlich unruhig, gespannt, getrieben, was sich vor allem in einem leeren Bewegungs- oder Besch ftigungsdrang ausdr ckt (agitiert). Dies findet sich einerseits bei manischen Erregungszust nden, vor allem aber beim ngstlich-depressiven Syndrom und auch als Rest-Symptom oder Vorbo-te schizophrener bzw.

10 Dementieller Erkrankungen. - Angst-gepr gte Vitalgef hle irritieren besonders durch ihre k rperlichen, meist vegetativen Begleiterscheinungen. Sie qu len vor allem bei neuroti-schen Entwicklungen (Agoraphobie, Sozialphobie, spezifische Phobien, ins-besondere Panikzust nde), aber auch bei Pers nlichkeitsst rungen, endoge-nen und symptomatischen Psychosen, z. B. Epilepsie (Aura) usw. 5 - Negative Erlebnisgef hle u ern sich ber einen l ngeren Zeitraum hin-weg mit Unlust, Scham, Gedr cktheit, Freudlosigkeit, Interesselosigkeit, Hoff-nungslosigkeit, Trauer, Schwermut usw. Das ist typisch f r das depressive Syndrom. - Die dysphorische Seite ist charakterisiert durch die Symptome: m rrisch, gereizt, unzufrieden, missmutig, mit Neigung zu aggressiven Durchbr chen.


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